Die Sprachpolitik der AfD

Sprachpolitik hat sich in den letzten Jahren als ein lohnendes Politikfeld etabliert. Im Umfeld der AfD und in der parlamentarischen Repräsentanz der Partei werden durch Aufrufe, Anträge, Anfragen und Gesetzesinitiativen verschiedene Themen adressiert, die schon im AfD-Grundsatzprogramm von 2016 gesetzt wurden. Um was für sprachpolitische Positionen handelt es sich, und was ist der Grund für das Interesse an diesen Themen?

Sprachpolitik hat offensichtlich Konjunktur. Verschiedene Initiativen und die AfD als parlamentarische Kraft positionieren sich in letzter Zeit mit sprachbezogenen Themen im politischen Raum. Einige Beispiele:b

  • Aufrufe mit Petitionscharakter zur Ablehnung gendergerechter Sprache („Schluss mit dem Gender-Unfug“, „Stop Gendersprache jetzt“), zu denen sich auch AfD-Landesverbände und die AfD-Bundestagsfraktion zustimmend geäußert haben
  • Parlamentsanträge wie der der AfD-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag auf „Wiederbelebung“ des generischen Maskulinums
  • Kleine Anfrage im Deutschen Bundestag zum Status von Deutsch in der EU nach dem Brexit und anderen Maßnahmen der Bundesregierung zur Förderung der deutschen Sprache durch die AfD-Abgeordneten Brandner und Jongen (insbesondere die Fragen 4 und 5, Antwort der Bundesregierung)
  • Antrag der AfD im Deutschen Bundestag auf Beschließung eines Aktionsplans zu “Erhalt, Stärkung und Pflege der Wissenschaftssprache Deutsch” [s.u. Ergänzung vom 23.1.2020]
  • Änderungsantrag zum Grundgesetz durch die AfD-Fraktion und Debatte im Deutschen Bundestag (Dokumentation auf den Seiten des Bundestags) mit dem Ziel, Deutsch als Landessprache im Grundgesetz zu verankern

Gerade zur Begründung des im letzten Punkt genannten Antrags werden verschiedene Argumente genannt, die auch in anderen Zusammenhängen immer wieder vorgebracht werden. So ist in der Vorstellung des Antrags durch den AfD-Abgeordneten Stephan Brandner von einer „Überflutung mit Anglizismen“ die Rede und dass die deutsche Sprache „in Gefahr“ sei aufgrund des „Englischwahns“ in Wissenschaft und Wirtschaft. Brandner zitiert den Vorsitzenden des sprachpuristischen „Vereins Deutsche Sprache“ (VDS) Walter Krämer mit dem Satz: „Nur Verlierer sprechen Englisch“, und auch ein Zusammenhang mit dem Thema Zuwanderung und Integration wird in Brandners Rede hergestellt. Brandner selbst ist laut Bundestagsbiografie Mitglied im VDS.

Das Grundsatzprogramm der AfD von 2016

Das Thema Sprache spielt im Grundsatzprogramm der AfD aus dem Jahr 2016 eine herausgehobene Rolle. Von den 14 Kapiteln des Programms enthält eines, das siebte, „Sprache“ sogar im Titel („Kultur, Sprache und Identität“) und greift das Thema in zwei der sechs Unterkapitel explizit auf: „Deutsche Kultur, Sprache und Identität“ (92)[1] und „Die deutsche Sprache als Zentrum unserer Identität“ (93). Bereits zuvor in der Präambel des Programms ist die Bedeutung des Themas angeklungen, wo es heißt: „Wir wollen die Würde des Menschen, die Familie mit Kindern, unsere abendländische christliche Kultur, unsere Sprache und Tradition in einem friedlichen, demokratischen und souveränen Nationalstaat des deutschen Volkes dauerhaft erhalten.“ (11)

Die identitätspolitische Bedeutung der deutschen Sprache wird im siebten Kapitel gleich zu Beginn hervorgehoben: „Unsere Kultur ist untrennbar verbunden mit der über Jahrhunderte gewachsenen deutschen Sprache. Diese spiegelt auf vielfältigste Weise die Geistesgeschichte, das Selbstverständnis dieses Raumes in der Mitte Europas und die Werthaltungen der Deutschen wider, die sich zwar stets verändern, aber dennoch einen einzigartigen Kernbestand aufweisen. Das Band der Sprache ist im allgemeinen Bewusstsein zu halten und zu schützen.“ (93)

Die Behauptung, dass in der deutschen Sprache das Selbstverständnis, also die Identität, des „Raumes in der Mitte Europas“ (Deutschland? Deutschsprachiger Raum?) und ein spezifisch deutsches Wertesystem kodiert sei, ist ein altbekannter Topos, der sprachwissenschaftlich durch nichts zu belegen ist. Es genügt offensichtlich nicht, die Einzigartigkeit in der Sprache selbst zu sehen, sondern diese mit Eigenschaften aufzuladen, die ihre Beherrschung kulturell mystifizieren und womöglich ihren „tiefen“ Erwerb durch Zuwanderer auch zu verhindern vermögen.

Entsprechend formuliert die AfD in ihrem Grundsatzprogramm eine Reihe konkreter Ziele, die dieser identitätspolitischen Bedeutung der deutschen Sprache Rechnung tragen:

  • Deutsch ins Grundgesetz: „Als zentrales Element deutscher Identität muss die deutsche Sprache dem Vorbild vieler anderer Länder folgend als Staatssprache im Grundgesetz festgeschrieben werden.“ (93)
  • Deutsch als immaterielles Kulturerbe: Die AfD fordert „einen Aktionsplan, um die deutsche Hochsprache sowie die historisch gewachsenen regionalen Dialekte als immaterielles Kulturerbe der Menschheit langfristig zu erhalten und zu stärken.“ (93)
  • Auswärtige Sprachpolitik: Das Goethe-Institut und andere kulturpolitische Instrumente seien einzubeziehen, „um für das Erlernen des Deutschen weltweit zu werben und dieses durch bilaterale Abkommen, Studienförderprogramme usw. nach Kräften zu fördern.“ (93)
  • Deutsch in der EU: „Auf EU-Ebene will die AfD dafür sorgen, dass das Deutsche dem Englischen und Französischen auch in der alltäglichen Praxis gleichgestellt wird.“ (93)
  • Deutsch an Hochschulen: „Deutsch soll als Lehrsprache erhalten werden.“ (102)

Diese Forderungen könnten bei aller Unschärfe durch politische Maßnahmen wie etwa eine Antragstellung bei der UNESCO, die Erhöhung des Etats des Goethe-Instituts und explizite institutionelle Sprachge- und -verbote noch umgesetzt werden.

Ablehnung wahrgenommener Entwicklungstendenzen der deutschen Sprache

Im gleichen Abschnitt folgen allerdings Äußerungen der Sorge über wahrgenommene Entwicklung der deutschen Sprache, die sich kaum durch konkrete Maßnahmen, die mehr als nur symbolischer Natur wären, realisieren lassen:

  • Ablehnung der Verwendung des Englischen in Deutschland: „Im Inland sieht die AfD mit Sorge, wie die deutsche Sprache im Sinne einer falsch verstandenen ‚Internationalisierung‘ durch das Englische ersetzt […] wird.“ (93)
  • Ablehnung vermeintlicher Sprachvorgaben und „politischer Korrektheit“: „Politisch ‚korrekte‘ Sprachvorgaben lehnen wir entschieden ab.“ (93), „Diese Allmacht [nämlich ‚der Parteien und deren Ausbeutung des Staates‘, HL] ist Ursache der verbreiteten Politikverdrossenheit und nicht zuletzt auch Wurzel der gesellschaftsschädigenden Politischen Korrektheit und des Meinungsdiktats in allen öffentlichen Diskursen.“ (20)
  • Ablehnung gendergerechter Sprachverwendung: Die AfD sieht „mit Sorge, wie die deutsche Sprache […] ‚gegendert‘ wird“. „Die deutsche Sprache wird abstrus umgestaltet, damit sich die Geschlechteraufhebung auch im alltäglichen Sprachgebrauch wiederfindet. Die AfD lehnt die behördlich verordneten geschlechterneutralen Worterfindungen als Eingriff in die natürlich gewachsene Kultur und Tradition unserer Sprache ab.“ (109f)

Auffällig ist hier, dass die Akteure dieser vermeintlichen Tendenzen ungenannt bleiben. Wer „ersetzt“ das Deutsche „im Sinne einer falsch verstandenen ‚Internationalisierung‘“ durch das Englische? Wer erlässt „‘politisch‘ korrekte Sprachvorgaben“, falls es sie denn überhaupt gibt? Wer ist dafür verantwortlich, dass das Deutsche „abstrus umgestaltet“ wird? Die Antwort darauf ist, dass es sich um Menschen handelt, die ihr Recht auf den freien Gebrauch ihrer Sprache einlösen und dabei dem grundgesetzlichen Schutz vor Benachteiligungen unterliegen. Lediglich die Erwähnungen von Behörden verweist auf einen institutionellen Akteur, der sich selbst (nicht aber anderen) einen gewissen Sprachgebrauch auferlegen kann.

Sprachliche Bildung wird nur indirekt thematisiert

Ein wichtiger Bereich der Sprachpolitik bleibt im Grundsatzprogramm der AfD weitgehend unterbelichtet: sprachliche Bildung. Diese scheint nur indirekt auf im Zusammenhang mit der Betonung der Bedeutung der Sprache für die Integration: „Gelingende Integration fordert von Einwanderern jeden Alters nach einer angemessenen Zeit die Beherrschung der deutschen Sprache in Wort und Schrift […]“ (124f). Weiter heißt es auf Seite 128 des Grundsatzprogramms: „Für die AfD ist die deutsche Staatsangehörigkeit untrennbar mit unserer Kultur und Sprache verbunden.“

Auch im Zusammenhang mit der Religionsvermittlung taucht das Thema Sprache auf: „Imame sollen in deutscher Sprache an deutschen Universitäten ausgebildet werden, unabhängig von Weisungen des islamischen Auslands und von muslimischen Verbänden.“ (97) „Soweit ein bekenntnisorientierter islamischer Religionsunterricht stattfindet, fordern wir eine Islamkunde in deutscher Sprache für alle muslimischen Schüler.“ (108)

Ob der generelle Schutz von Sprache sich auch die in Deutschland gesprochenen Minderheitensprachen wie das Friesische oder das Sorbische bezieht, bleibt unklar: „Die AfD tritt dafür ein, dass die in Deutschland in ihren historischen Siedlungsgebieten ansässigen autochthonen Minderheiten und Volksgruppen unter staatlichem Schutz stehen.“ (186) Dass der hier erwähnte „staatliche Schutz“ auch einen Schutz der Sprachen dieser Minderheiten umfasst, ist eine Auslegungsfrage.

Eine Kuriosität ist im Kapitel „Wirtschaft, digitale Welt und Verbraucherschutz“ enthalten. Dort wird im Abschnitt 10.10, „Digitalisierung als Chance und als Herausforderung“, nach „quelloffener Software“, „sicherer Hardware“ und „sicherer Kommunikation“ auch auf die Digitalisierung von deutscher Literatur eingegangen: „Die Digitalisierung der deutschen Literatur ist eine von Deutschland zu leistende, hoheitliche Aufgabe. Sie geht über den rein technischen Vorgang hinaus, [sic] und bedarf […] der professionellen Fürsorge, die durch Experten für deutsche Sprache und Literatur zu leisten ist. Möglichen Lizenzzahlungen an ausländische Unternehmen zum Lesen digitalisierter deutscher Literatur ist durch Gesetzgebung vorzubeugen.“ (139) Offensichtlich hat man bei der AfD über eine Art „Anti-Google-Books-Gesetz“ nachgedacht, das interessante urheberrechtliche Implikaturen aufwerfen würde. Zugleich weist dieser Passus darauf hin, dass das Aufkommen der Digital Humanities auch bei der AfD registriert worden ist.

Vergleich mit den anderen Bundestagsparteien

Der Vergleich mit den sprachpolitischen Positionen der anderen im Bundestag vertretenen Parteien zeigt, dass es einen Kernbestand von immer wieder aufgegriffenen Themen gibt, die sich – teilweise mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen – auch in anderen Parteiprogrammen findet. Sieben weitere Themen besetzt die AfD jedoch exklusiv:

Tabelle: Sprachpolitische Positionen in den Programmen der aktuell im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien (eigene Analyse). Die Jahreszahlen bezeichnen die Erscheinungsjahre der jeweiligen Programmtexte

Mit 12 bis 13 sprachpolitischen Positionen liegt die AfD damit weit vor der CDU mit acht und den weiteren Parteien mit nur zwei bis vier derartigen Positionen.

Sprachpolitik als Charakteristikum des Programms rechter Parteien?

Was ist der Grund dafür, dass die AfD sich derartig stark auf sprachpolitische Themen verlegt? Ist dies ein Spezifikum eher rechtsgerichteter Parteien? Ein Blick weiter an den rechten Rand des politischen Spektrums ist in dieser Hinsicht aufschlussreich. Obwohl das Parteiprogramm der NPD aus dem Jahr 2010 mit gerade einmal 20 Seiten nur ein Zehntel des Umfangs des Grundsatzprogramms der AfD aufweist, sind sogar hier sechs sprachpolitische Positionen zu finden, von denen sich fast alle mit denen der AfD mehr oder weniger decken oder noch darüber hinaus gehen (alle Zitate von Seite 17 des Programms):

  • Sprachliche Bildung: „Das Bestehen eines Sprachtests als Bestandteil der Einschulungsuntersuchung ist Voraussetzung für den Schulbesuch.“, „Die NPD lehnt die gemeinsame Unterrichtung deutscher und ausländischer Schüler ab, weil Ausländerkinder mit ihren meist nur mangelhaften Deutschkenntnissen das Unterrichtsniveau absenken und die Sprach- und Lesefähigkeit auch der deutschen Schüler beeinträchtigen.“
  • Sprachwandel: Die deutsche Sprache ist, „inklusive ihrer Dialekte, vor Primitivierung und Anglisierung zu schützen“.
  • Deutsch in Wissenschaft und Wirtschaft: „Deutsch muß seinen ersten Rang als Wissenschafts- und Wirtschaftssprache zurückerhalten.“
  • Ablehnung der Rechtschreibreform: „Die NPD hält die sogenannte Rechtschreibreform für gescheitert und befürwortet eine Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung.“
  • Deutsch ins Grundgesetz: „Der Schutz der deutschen Sprache muß Verfassungsrang erhalten.“
  • Sprachliche Minderheiten: „Die Berücksichtigung landsmannschaftlicher Eigenheiten ist Ausdruck des politischen Selbstverständnisses der NPD.“

Sprache unter Berufung auf Werte ein Medium für Politik

Sieht man sich den sprachpolitischen Diskurs unserer Zeit aus einer gewissen Distanz an, so erweisen sich die verschiedenen geforderten Maßnahmen als Mittel, Sprache unter Berufung auf allgemein anerkannte Werte oder Konzepte zu einem Medium für die eigene politische Programmatik zu vereinnahmen. Sprache fungiert aus dieser Perspektive  

  • unter Berufung auf Reinheit oder Ästhetik mit dem Mittel der Ablehnung des Englischen und von Anglizismen als ein Medium für Nationalismus und die Ablehnung von Internationalität,
  • unter Berufung auf die biologische Ordnung mit dem Mittel der Kritik an der „Gendersprache“ als ein Medium für traditionelle Gesellschaftsvorstellungen,
  • unter Berufung auf eine Schutzbedürftigkeit mit dem Mittel der Initiativen „Deutsch ins Grundgesetz“ und „Deutsch als immaterielles Kulturerbe“ als ein Medium für kulturelle Dominanzansprüche,
  • unter Berufung auf den „gesunden Menschenverstand“ mit dem Mittel der Kritik an „politischer Korrektheit“ als ein Medium für die Legitimation populistischer Diskurspraktiken und
  • unter Berufung auf das Recht der freien Meinungsäußerung mit dem Mittel der Inzivilität des öffentlichen Sprachgebrauchs als ein Medium für propagandistische Kommunikation.

Sprachpolitik hat Konjunktur, weil die Sprache so leicht als Vehikel für grundlegende politische Positionierungen herangezogen werden kann. Und viele dieser Positionen sind gegenwärtig so heftig umgekämpft wie seit langem nicht mehr. Dabei sind Sprachen selbst Paradebeispiele für die Vielfalt, Wandelbarkeit und egalitäre wie partizipative Entwicklung menschlicher Gemeinschaften. Egal, wo und wie Menschen leben und gelebt haben: An der Sprache und ihrer Entwicklung haben alle teil. Wir sollten die deutsche Sprache deshalb nicht vereinnahmen lassen von Parteien, die diesen Wertekanon ablehnen.


Ergänzung am 16.1.2020: Wer nachvollziehen möchte, wie die Diskussion auf diesen Beitrag außerhalb der gesitteten SciLogs-Plattform verläuft, der kann sich ansehen, wie in Kommentaren auf Twitter zu einer Nachricht beim Deutschlandfunk zu dem Blog-Posting reagiert wurde.


Ergänzung am 18.1.2020: In Facebook-Kommentaren zu diesem Beitrag wird darauf hingeweisen, dass es lohnenswert sein könnte, auch rechtsgerichtete Parteien in anderen Ländern Europas zu betrachten, insbesondere die österreichische FPÖ. In der Tat finden sich in deren mit 17 Seiten sehr knapp gehaltenen Parteiprogramm von 2011 an sechs Stellen sprachpolitische Positionen, die in eine ganz ähnliche Richtung gehen wie die in diesem Beitrag erwähnten, vor allem solche mit einer deutlichen identitätspolitischen Ausrichtung. 


Ergänzung am 23.1.2020: Jan-Martin Wiarda berichtet in seinem Blog über einen kürzlich eingereichten Antrag der AfD-Bundestagsfraktion zum Thema Deutsch als Wissenschaftssprache. Wiarda zitiert aus dem Antrag: “Zudem verfügt das Deutsche mit seinen Komposita, Präpositionen, Reflexiva und Neutra im Vergleich zu anderen Wissenschaftssprachen über Besonderheiten, die feinste Differenzierungen und Nuancierungen gerade in der wissenschaftlichen Theoriebildung erlauben.” “Soll wohl heißen:”, so Wiarda nun selbst, “Mit Deutsch, dieser viel sensibleren Sprache als etwa dem grobschlächtigen Englisch, kann man viel komplexere Gedanken ausdrücken, ergo: einfach bessere Wissenschaft machen. […] Am deutschen Wesen soll also offenbar auch die weltweite Wissenschaft genesen.”


[1] Die Seitenzahlen beziehen sich auf die verlinkte PDF-Version des AfD-Grundsatzprogramms im DIN-A4-Hochformat. Andere Versionen weisen andere Paginierungen auf.

Beitragsbild: Logo der AfD (Ausriss), eigene Bearbeitung

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

www.lobin.de

Henning Lobin ist seit 2018 Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim (Mitglied der gemeinsam vom Bund und allen 16 Bundesländern finanzierten Leibniz-Gemeinschaft) und Professor für Germanistische Linguistik an der dortigen Universität. Zuvor war er ab 1999 Professor für Angewandte Sprachwissenschaft und Computerlinguistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seine Forschungsschwerpunkte bilden die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Sprache, Texttechnologie, Grammatik, Wissenschaftskommunikation und Politolinguistik. Er ist Sprecher der Sektion "Geisteswissenschaften und Bildungsforschung" und Präsidiumsmitglied der Leibniz-Gemeinschaft, Mitglied germanistischer Fachbeiräte ua. von DAAD und Goethe-Institut, er war Mitglied des Forschungsbeirats der Stiftung Wissenschaft und Politik und des Fachkollegiums Sprachwissenschaft der DFG. Lobin ist Autor von neun Monografien und hat zahlreiche Sammelbände herausgegeben. Zuletzt erschienen sind Engelbarts Traum (Campus, 2014, polnische Übersetzung 2017, chinesische Übersetzung 2018), Digital und vernetzt. Das neue Bild der Sprache (Metzler, 2018) und Sprachkampf (Duden, 2021). Bei den SciLogs ist Henning Lobin seit 2014 Autor des Blogs "Die Engelbart-Galaxis", nachdem er dort bereits ab 2008 am Gruppenblog "Interactive Science" beteiligt war.

91 Kommentare

    • Ist das ein Befehl oder gibt es auch ein Argument für den Diskurs?

      Übrigens @Henning Lobin: Danke für die Mühe der Ausarbeitung. Es ist auch für Naturwissenschaftler kein Randthema, die nicht gleichzeitig Germanisten sind.
      Ich liebe die deutsche klare und differenzierte Sprache und ihre seit vielen Jahrhunderten bewiesene lebendige Integrationsfähigkeit.

    • Dem kann ich nur beipflichten, vor allem weil kreatives Denken ohne eine entsprechend vielfältige und ausdrucksreiche Sprache nicht vorstellbar ist, wofür die Leistungen großer Europäischer Geister, Naturforscher und Erfinder in den vergangenen zwei Jahrhunderten Zeugnis ablegen..

      Dazu empfehlen sich auch Texte der klassischen deutschen Philosophie, (Hegel oder Kant zum Beispiel), die sicher keine leichte Kost sind, aber eine Vorstellung davon vermitteln, was große Denker In unserer Vergangenheit bewegt hat, wie diese ihre Gedanken in Worte gefasst haben und wie flach und geistlos heutzutage manche Politiker-Rede daherkommt.

      Das verpflichtet uns auch dazu, beharrlich auf dem Erhalt des Deutschen im öffentlichen Raum zu bestehen und bietet die beste Strategie gegen das Abgleiten in ein simplifizierendes Vokabular „moderner“ Anglizismen oder entsprechender Neuschöpfungen von Begriffen in Wissenschaft und Technik, auch wenn die Veröffentlichungen dazu einheitlich in Englisch zu verfassen sind.

      Dass quasi jede Computerprogrammierung, von ASSEMBLER, BASIC, FORTRAN, PASCAL, FORTH usw. bis C und C++ auf dem Englischen beruht, sollte nicht zu der Auffassung verleiten, dass damit unsere Sprache überflüssig wird und wir letztlich zum Fortschritt nichts mehr beizutragen hätten.

      • Sehr richtig: Gendergerechte Sprache ist momentan ein wichtiger Motor kreativer sprachlicher Betätigung. Sie abzuschaffen, wäre ein unzumutbarer Eingriff in die Äußerungsfreiheit der Menschen und würde kreative Weiterentwicklungen der Sprache einschränken. Die Geschichte der deutschen Sprache zeigt, dass sie in der Lage ist, fremde Einflüsse gewinnbringend aufnehmen zu können. Sie muss also nicht künstlich vor Anglizismen geschützt werden.

        • Nun ja, politische Reden mit philosophischen Traktaten zu vergleichen, finde ich etwas unfair. Das sind völlig unterschiedliche Genres mit unterschiedlichen Funktionen. Ich bezweifle, das Hegel mit seinen Werken jemals einen Wahlkampf gewonnen hätte …

          Diese “Früher war alles besser”-Mentalität liegt bei vielen Spracherhaltern zugrunde. Ich liebe die deutsche Sprache, weil sie so vielfältig ist und man wunderbar mit ihr spielen kann. Deshalb geht es mir gegen den Strich, wenn man sie so behandelt, als sei sie ein homogener, monolithischer Block, den man am besten bis in alle Ewigkeit in einem bestimmten Zustand einfrieren sollte – ein Zustand aus einem goldenen Zeitalter, das irgendwie immer in der Vergangenheit liegt und von da ab ist alles degeneriert. Wer entscheidet denn welche deutsche Sprache erhalten werden soll?

        • Schön gesagt, aber:

          Nimm einem Volk die Sprache und du nimmst Ihm Identität, Vergangenheit und Kultur!!!

          Und das ist kein ‘blöder Spruch’ sondern seit Jahrhunderten in allen Völkern dieses Planeten beobachtbar. Die Nebenwirkung ist übrigends, das man damit auch die Kreativität und Zusammenhalt dieser Bevölkerungsgruppen vernichtet.
          Es gibt nicht umsonst die UN-Konvention gegen den Völkermord! Die ist auch kein Hirngespinnst, einfach mal lesen. Da geht es um Handlungen die sich gegen nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppen richten. Allein die Begrifflichkleit, damit wäre die UN in D dann auch ‘voll Nazi’, oder was?

          • @ Sonja Berens:

            Hab ich irgendwem unterstellt “voll Nazi” zu sein? Weil es unter Sprachbewahrern auch Nazis gibt, heißt es ja nicht, dass sie alle in diesen Topf gehören.

            Das mit der Sprache als Ausdruck des “Vokscharakters” ist tatsächlich eher eine neue Idee, die sich im 18., 19. Jahrhundert so Leute wie Wilhelm von Humboldt ausgedacht haben. Auch die Verbindung von Sprache und Nation war eine Idee der Romantik. In Deutschland gab es vorher gar keine richtige Nationalsprache – die haben alle ihre Dialekte gesprochen und ein Fischer von der Nordsee hat Belgier und Niederländer viel besser verstanden als die allgäuer Kuhirten …

      • Ich fürchte, Sie haben meine Einlassung nicht so ganz verstanden. Nach meiner Meinung spricht nichts gegen den Import von Begriffen aus anderen Sprachen, und wenn im öffentlichen Raum auch andere Sprachen als Deutsch zu hören sind, schmälert diese Tatsache den Status des Deutschen nicht. Kreatives Denken ist offensichtlich auch in englischer Sprache möglich, was Ihre Beispiele aus der Programmierung ja gerade belegen.
        Auswüchse gibt es, ja. Insbesondere die vorwiegend “denglische” Marketing-Sprache trägt oft zur Erheiterung bis hin zur Verzweiflung bei. Aber ich bin sicher: die deutsche Sprache hält das aus – es ist ja niemand gezwungen, sich mit inhaltsleeren schein-englischen Bullshit(sic!)-Vokabeln lächerlich zu machen, die selbst jenen Menschen grausen, die mit dieser Sprache aufgewachsen sind.
        Als jemand, der in der Informationstechnologie arbeitet, kann ich Ihnen aber versichern, dass eine zwanghafte Eindeutschung von Fachbegriffen ebenso lächerlich ist.

    • Man stelle sich vor wir würden z.B.einem Stamm von Amazonas Indios vorschreiben wie diese “gendergerecht” sprechen müssen?
      Ein Aufschrei würde folgen!
      Jedes Volk hat laut UN – CHARTA das Recht auf Selbstbestimmung!
      Anscheinend ist die bundesdeutsche, in Jahrhunderten gewachsene, Sprachkultur nicht schützenswert?

  1. Ursprünglich wollte ich sagen: “Sollen sie sich doch an solch zweitrangigen Zielen wundarbeiten!”
    Aber ich verstehe Ihren Artikel jetzt in dem Sinne, dass das Erreichen dieser sprachpolitischen Ziele das diskursive Fenster nach rechts verschieben würde?

    MfG
    Keno

    • Ja, Sprache wird durch eine spezifische Sprachpolitik für andere, weitergehende Ziele herangezogen, was auch den Diskurs über Sprache verschiebt. Genauso wie in anderen Bereichen sollte auch der öffentliche Diskurs über Sprache nicht nur von den Themen dominiert werden, die eine politische Interessengruppe setzt.

      • Genauso wie in anderen Bereichen sollte auch der öffentliche Diskurs über Sprache nicht nur von den Themen dominiert werden, die eine politische Interessengruppe setzt.

        Ganz genau, lieber Herr Dr. Henning Lobin, und in diesem Sinne wollen wir (hier einmal ebenfalls vereinnahmend ausgedrückt) auch kritisch an die progressiven und politischen sprachlichen Interessen folgenden Anderen ran.
        Oder meinen Sie, dass die sog. AfD und ihr konservatives Vorhaben i.p. Sprachbewahrung grundsätzlich problematischer ist als progressives sprachliches Vorhaben, das mit der politischen Linken, mit sog. Kulturlinken, doch eigentlich, auf bundesdeutsche Verhältnisse bezogen, gerade dabei zu sein scheint hegemonial zu werden?
        Mittelweg und so, ginge dies mit Ihnen, vor den Problemen beider Ansätze warnend, insbesondere vor deren Extrema?

        • Ein Aspekt der ganzen Auseinandersetzung liegt darin, dass behauptet wird, dass es irgendwo auf der linken Seite des politischen Spektrums so etwas wie eine kohärente Strategie gibt, bestimmte sprachliche Veränderungen zu bewirken. Mein Beitrag hatte ja gerade zum Ziel, zu zeigen, wie wenig auch und gerade in der Programmatik linker Parteien diesbezüglich zu finden ist. Initiativen vom Kaliber derer, die von der AfD entweder selbst betrieben oder unterstützt werden, sind mir auf der linken Seite nicht bekannt. Hier sind Einzelmeinung und Einzelaktionen – teilweise in einem eingeschränkten institutionellen Zusammenhang – zu verzeichnen, aber keine Aktivitäten, die in ähnlicher Weise in einem Parteiprogramm zu finden oder durch große Sprachvereine vertreten werden.

          • @ Herr Dr. Lobin

            Ein Aspekt der ganzen Auseinandersetzung liegt darin, dass behauptet wird, dass es irgendwo auf der linken Seite des politischen Spektrums so etwas wie eine kohärente Strategie gibt, bestimmte sprachliche Veränderungen zu bewirken.

            Dies glaubt Ihnen Dr. Webbaer zwar nicht, will abär nicht in Parteiprogrammen sogenannter progressiver bundesdeutscher Parteien herumkramen, sondern sieht, womöglich ähnlich wie Sie, dass es “Bewegung” gibt, im Kollektivistischen, im internationalistisch Kollektvistischen, Sprache sozusagen aufzulösen und in der Folge umzudeuten.
            In der Folge auch mit Empörungsgehabe verbunden, dass Richtung vorgeben soll, sprachliche, und auch Individuen auszugrenzen sucht.
            Dann als sog. Politische Richtigkeit bekannt und ohne sozusagen zentralen Server auskommend, sondern soziodynamisch (das Fachwort) vorgetragen bzw. nur so verständlich.

            Also, so vor 40 Jahren ist von “Kulturlinken” (vs. Traditionslinken, “Sozen”, aber auch marxistisch-leninistische Kräfte sind hier gemeint), schon recht offen erklärt worden über Kultur und Sprache hegemonial werden zu wollen, bundesdeutsch zumindest, wobei Dr. W auch anderswo, anderssprachig, sozusagen gescannt hat, derart “scannen” konnte.

            Litmus-Test : Sog. politische Richtigkeit gibt es und ist auch I.E. in Gegensatz zu konservativem, teils auch reaktionärem Sprachentwicklungswunsch zu setzen, stets vergleichend?

            MFG – WB

  2. Ich hatte den VDS immer für für eine neutrale Vereinigung zum Erhalt der deutschen Sprache gehalten, weil mich persönlich etliche Anglizismen nerven, vor allem in der eigenen Firma. Die Tonalität auf der Homepage lässt sie allerdings zu einem “Bauchschmerzkandidaten” für mein Blog werden.
    Herr Kuhla, der Vereinsvorsitzende von Agens e.V. mit seiner Aktion “Stoppt Gendersprache jetzt” ist genau jener Typus “alter weißer Mann”, bei dem das Gendersternchen nur ein Punkt in seinem Kampf gegen Frauen und Feminismus ist. https://rechtemedieninfo.blogspot.com/2019/09/agens-ev-stopp-gendersprache-jetzt.html

  3. Parteiprogramme sind eine Seite, die Realität hat eine andere Seite.
    Als Beispiel sei mal dieser Punkt herausgegriffen.

    “„Die NPD lehnt die gemeinsame Unterrichtung deutscher und ausländischer Schüler ab, weil Ausländerkinder mit ihren meist nur mangelhaften Deutschkenntnissen das Unterrichtsniveau absenken und die Sprach- und Lesefähigkeit auch der deutschen Schüler beeinträchtigen.“

    In deutschen Großstädten beträgt der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund seit Jahrzehnten 70 %.
    Eine Integration ist nur möglich, wenn die Kinder nicht getrennt werden.

    Eine Hoffnung bleibt, Parteiprogramme kennen selbst die Parteisympatisanten nicht.

    • Eine Eins-zu-Eins-Umsetzung von Parteiprogrammen erlebt man in der Tat in den seltensten Fällen. Allerdings sieht man gerade am Beispiel der Sprachpolitik der AfD ja sehr deutlich, dass hier die Positionen aus dem Programm zu konkretem politischen Handeln führen. Die NPD hat dazu ja glücklicherweise keine Möglichkeiten, und wir sollten hoffen, dass es auch so bleibt.

      • Die NPD ist in etwa so AfD, wie die “Linkspartei” (oder wie die sich aktuell nennt) MLPD (die gibt es wirklich, wie es auch “Indymedia” gibt, hier wird aber bundesdeutsch nicht angeklagt, sondern weitgehend beschwiegen oder nur zitiert, journalistischerseits und idR ohne diese Gruppierung, die auch als terroristische Vereinigung verstanden werden könnte, hier gibt es in der BRD seit den RAF-Zeiten passende Tatbestände, einzuordnen sein könnte, namentlich zu nennen) ist.

        Ja, der Webbbaer kann so belegen.
        Er meint fast, dass derart in der BRD absichtlich vorgesorgt ist.

      • Eine gemeinsame Sprache ist die wichtigste Vorraussetzung für den unabdingbaren Zusammenhalt einer Nation.
        Wenn jemand in die USA einwandert und dort das Bürgerrecht erhält versucht er in d. R. so schnell wie möglich Englisch zu sprechen.
        Und insbesondere die Kinder der 2. Einwanderer Generation sprechen dann Engisch perfekt.
        Im Gegensatz dazu sprechen in Deutschland einige Bürger, aber auch Einwanderer mit Beibehaltung ihrer Staatsbürgerschaft, oft nur gebrochen Deutsch.
        Das behindert allerdings die Integration und hier insbesondere in die Arbeitswelt.
        Und fühlt sich vlt. deshalb benachteiligt?

    • Wer wird hier von wem integriert?

      Deutsche Schüler in Köln, sprechen ‘gugst du, eh’!

      Immer die Mehrhet die Minderheit, seit Jahrtausenden so.

  4. Die Verankerung der deutschen Sprache im Grundgesetz ist keine Erfindung der AfD. Die Übersicht über die sprachpolitische Positionen in den Programmen der derzeit im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien behandelt das Parteiprogramm der CDU von 2007, aber: Norbert Lammert (CDU), Bundestagspräsident von 2005 bis 2017, setzte sich bereits 2006 für eine entsprechende Grundgesetzergänzung ein, und am 2. Dezember 2008 beschloß der Bundesparteitag der CDU gegen den Widerstand von Angela Merkel, daß die CDU sich dafür einsetzt, die deutschen Sprache im Grundgesetz zu verankern. [1]
    Und die Bevölkerung? Hierzu ermittelte die Technische Universität Dresden im Februar 2009, daß 85 Prozent der Deutschen für die Verankerung der deutschen Sprache im Grundgesetz sind. [2]
    Es ist Zeit für einen überparteilichen Beschluß. Deshalb hat die parteiunabhängige Zeitung Deutsche Sprachwelt [3] eine Petition an den Deutschen Bundestag ins Leben gerufen. Die Zeitung sammelt Unterschriften dafür, Artikel 22 des Grundgesetzes um den folgenden Absatz (3) zu ergänzen: „Die Sprache der Bundesrepublik Deutschland ist Deutsch.“, zu finden unter https://www.deutsch-ins-grundgesetz.de.
    —————————-
    [1] https://www.deutsch-ins-grundgesetz.de/hintergrund.html und https://www.deutsch-ins-grundgesetz.de/hintergrund_geschichte.html.
    [2] https://tu-dresden.de/gsw/phil/powi/poltheo/ressourcen/dateien/zvd/news/Pressemitteilung-TU-Dresden-60-Jahre-Grundgesetz.pdf?lang=de
    [3] https://deutsche-sprachwelt.de/

  5. Gesetze sind an Sprache gebunden. Gelingt es, durch geeignete Agitation und Propaganda und den aktiven Sprachgebrauch der eigenen Anhänger den Bedeutungsinhalt eines wichtigen Begriffs zu ändern bzw einer im Gesetzestext stehenden Lautreihenfolge eine neue Bedeutung zuzuweisen, so kann man das Gesetz ändern, ohne die dafür erforderliche parlamentarische Mehrheit zu haben.
    Praktische Anwendungsbereiche sind etwa “Familie” oder “Ehe”.

  6. So ein Unsinn! Wer den Umgang mit der deutschen Sprache, die von einer Minderheit vorgegebene manipulative Umgestaltung der Sprache und Ideologisierung kritisiert, wird als rechts dargestellt. Das macht mich fassungslos. Diese Minderheit, in öffentlichen Einrichtungen wie Behörden und Universitäten beschäftigt und mit Steuergeldern bezahlt, versucht ihr eigenes politisches Weltbild in die Kommunikation gleich mit einzubauen. Das ist nicht gerecht, sondern im höchsten Maße bedenklich. Wer sich mal genau die absurden Wort-“Schöpfungen” manch militanter Feministinnen anschaut kommt bei klarem Verstand nur zu einem Fazit: Wer immer sich ausgedacht hat, so reden und schreiben zu müssen, hat schlicht und einfach ein Rad ab und keine Ahnung von der deutschen Sprache. Mich hat eine solche Feministin aufgefordert, wir sollten nicht mehr sagen, wir gehen zum Bäcker, sondern zur Bäckerin. Dass in Wahrheit die Bäcker die Berufsgruppe beschreibt und neben bei bemerkt 99 % der Frauen schlicht und einfach keine Lust haben um 3 oder 4 Uhr morgen aufzustehen und in der Backstube Semmeln zu backen hätte nach ihrer Ansicht mit uns bösen alten weissen Männern zu tun, die den Damen das Bäckerhandwerk einfach nicht schmackhaft machen wollen und so die Mädels behindern. Wer so argumentiert und denkt hat einfach einen an der Waffel! Punkt! Der Autor des Artikels hat sich mit diesem Artikel – Kritik an der Verhunzung der deutschen Sprache ist rechts – komplett disqualifiziert. Im Deutschlandfunk gab es vor kurzem einen Bericht einer Journalistin die von “Teilnehmenden” an einem Pädophilien-Chat sprach. Da mir der Schutz der Kinder wichtiger ist, als die ideologischer Verblendung der Dame habe ich diese bei der Polizei angezeigt. Wenn ich von “Teilnehmenden” spreche heisst das, dass der Chat noch im Gange ist und die Dame offenbar dabei ist, sonst könnte sie das Wort gar nicht verwenden.

  7. Herr Eisenhuth,

    Wer den Umgang mit der deutschen Sprache, die von einer Minderheit vorgegebene manipulative Umgestaltung der Sprache und Ideologisierung kritisiert, wird als rechts dargestellt.

    Der Autor des Artikels hat sich mit diesem Artikel – Kritik an der Verhunzung der deutschen Sprache ist rechts – komplett disqualifiziert.

    Wo genau geschieht das in dem Artikel, unter den Sie kommentiert haben? Ich kann nirgends ein entsprechendes Zitat finden.

    Diese Minderheit […] versucht ihr eigenes politisches Weltbild in die Kommunikation gleich mit einzubauen.

    Auch hier: Worauf beziehen Sie sich? Der Artikel beschäftigt sich – m.E. fundiert und differenziert – mit den sprachpolitischen Aussagen, die im AfD-Programm zu finden sind. Wo wird ein “politisches Weltbild” in welche Kommunikation auch immer eingebaut?

    […] hat schlicht und einfach ein Rad ab und keine Ahnung von der deutschen Sprache

    Wer so argumentiert und denkt hat einfach einen an der Waffel! Punkt!

    Sie sind offenbar ziemlich agitiert, wenn das die Ebene ist, auf der Sie diskutieren möchten (möchten Sie das überhaupt?). Anderen zuzuschreiben “ein Rad ab” oder “einen an der Waffel” zu haben, ist kein Argument, sondern eine Beleidigung. Respektvoller Umgang mit Mitmenschen und echter Wille zur Diskussion sieht anders aus.

    Dass in Wahrheit die Bäcker die Berufsgruppe beschreibt

    Es gibt mehrere (sprach-)psychologische Untersuchungen, die zeigen, dass das menschliche Sprachverarbeitungssystem eben nicht so funktioniert. Sagen wir “Bäcker”, “Polizist” oder “Chirurg”, ruft das im Gegenüber ein mentales Bild von männlichen Bäckern, Polizisten oder Chirurgen auf. Wenn es also um eine Bäckerin geht, sollte man sie – möchte man aus den ansprochenen Studien Konsequenzen ziehen – als solche bezeichnen. Selbstverständlich steht es Ihnen frei, das nicht zu tun, aber Sie sollten vielleicht wegen eines Vorschlags bzw. Diskussionsangebots nicht so aus dem Häuschen geraten. Ihre weiteren Ausführungen zu den angeblichen beruflichen Präferenzen von Frauen oder “Mädels” – wie Sie sich ausdrücken – entbehren jeglicher empirischer Grundlage und sehe ich als in Ton und Inhalt misogyn. Ich würde auch nicht behaupten, dass die meisten Männer “schlicht und einfach keine Lust haben”, sich an eine Supermarktkasse zu setzen.

    Im Deutschlandfunk gab es vor kurzem einen Bericht einer Journalistin die von “Teilnehmenden” an einem Pädophilien-Chat sprach. […] Wenn ich von “Teilnehmenden” spreche heisst das, dass der Chat noch im Gange ist

    Das ist Sprachwandel – ein ganz normaler Vorgang, dem alle natürlichen Sprachen unterworfen sind. Und die von Ihnen angesprochene Partizipialform wird eben von immer mehr Menschen (und zwar nicht nur aufgrund “ideologischer Verblendung”) inzwischen auch in anderen Kontexten verwendet als jenem, den Sie ansprechen. Ähnliches geschieht in jeder Sprache auf der ganzen Welt unzählige Mal. Niemand will Ihnen deshalb “Ihre” Sprache wegnehmen oder kaputt machen. Auch verbietet Ihnen niemand, weiterhin so zu sprechen und zu schreiben, wie Sie es möchten (solange Sie die Freiheit und Würde der Anderen achten und nicht durch Ihren Sprachgebrauch gefährden). An eines möchte ich aber wenigstens appellieren, nämlich an einen respektvollen Umgang mit anderen Menschen, und dazu gehört auch der sprachliche Umgang.

  8. @ Sascha Wolfer

    Herr Eisenhuth, Sie sind offenbar ziemlich agitiert, wenn das die Ebene ist, auf der Sie diskutieren möchten (möchten Sie das überhaupt?). Anderen zuzuschreiben “ein Rad ab” oder “einen an der Waffel” zu haben, ist kein Argument, sondern eine Beleidigung. Respektvoller Umgang mit Mitmenschen und echter Wille zur Diskussion sieht anders aus.

    Ich meine, dass Ihre Moderationsrüge an Herrn Eisenhuth hier fehl am Platz ist, da er weder den Namen der „Feministin“ verraten hat, noch kaum anzunehmen ist, dass diese Person an der Diskussion teilnimmt oder sie sogar stillschweigend verfolgt. Man kann nicht jemanden beileidigen, der nicht persönlich genannt wird und wenn es auch in der Forumsgemeinschaft gar keine Erkennungsmöglichkeiten über die Identität gibt, auch indirekt oder unterschwellig.

    Gut, die Formulierungen von Herrn Eisenhuth sind ein bisschen burschikos, aber diese Redewendungen („ein Rad abhaben“ oder „einen an der Waffel haben“) existieren nun mal in der deutschen Umgangssprache, sie sind weder vulgär noch schockierend sondern nur umgangssprachlich. Ich habe zum Beispiel diese Redewendungen als Ausländerin ganz normal von Deutschen gelernt als ich die deutsche Sprache gelernt habe und das ist nun Mal die persönliche Redefreiheit von Herrn Eisenhuth, hier Redewendungen seiner Muttersprache zu verwenden um seine Meinung bzw. seine Empfindungen zu vermitteln. Ich würde übrigens selbst als Frau mehr als lächerlich finden aufgefordert zu werden, man solle nicht mehr sagen, wir gehen zum Bäcker, sondern zur Bäckerin. Was soll der Unsinn? Wollen jetzt möglicherweise alte weiße Frauen die Männer diskriminieren, die tagtäglich unser Brot backen? 😉

  9. Jocelyne Lopez,
    der Unterschied von Bäcker und Bäckerin ist offensichtlich. Viele Männer gehen zum Bäcker Lang, weil die dortige Verkäuferin eine schöne Frau ist. Der Sprecher verrät sich dann, indem er “Bäckerin” sagt. Unsere Sprache erlaubt also feine Differenzierungen.

    Bei den Kirchen gibt es Abteilungen, die sich in relgelmäßigen Zeitabständen um die Sprache und den Sprachgebrauch kümmern. Die Texte der Bibel werden dann ganz vorsichtig angepasst.

    Bei der AfD ist die Absicht natürlich durchschaubar, die wollen auf diese Weise sich von den anderen Parteien abgrenzen um neue Mitglieder zu rekrutieren. Wenn solche Parteitexte und Parteisprache den Weg in die Öffentlichkeit finden, dann wird es bedenklich.

  10. @ H. Wied
    Bei der AfD ist die Absicht natürlich durchschaubar, die wollen auf diese Weise sich von den anderen Parteien abgrenzen um neue Mitglieder zu rekrutieren. Wenn solche Parteitexte und Parteisprache den Weg in die Öffentlichkeit finden, dann wird es bedenklich.

    Ich habe in der früheren Diskussion von Herrn Lobin „Die Ablehnung von “Gendersprache” – medial produziert“ schon erklärt (zum Beispiel zuerst hier ), warum mir als Frau die Gendersprache auf den Wecker geht. Das Problem der Frauen, die die Gendersprache fordern, erkenne ich nicht, es ist aus meiner Sicht ein künstlich erzeugtes Problem, ich habe nämlich weder in der französischen noch in der deutschen Sprache je Schwierigkeiten gehabt zu erkennen, ob ich als Frau gemeint war oder nicht. Wäre ich nämlich je in meinem Leben in einer Situation gewesen, wo ich den Eindruck gehabt hätte, man halte mich für einen Mann, hätte es mich schon gestört, muss ich schon sagen – so etwas ist aber nie passiert.

    Was die Parteisprache der AfD angeht weiß ich nicht genau, worum es geht, da ich mich nicht für Politik und Politiker interessiere – das habe ich mein Leben lang nicht getan – und kaum eine Ahnung davon habe wie sich die verschiedenen Parteien in ihrer Sprache unterscheiden. Ich habe nur am Rande mitgekriegt, dass die AfD die Gendersprache ablehnt. Und hier schließe ich mich schon den Vorwurf bzw. die Empörung von Herrn Thomas Eisenhuth weiter oben ein: „Wer den Umgang mit der deutschen Sprache […] kritisiert, wird als rechts dargestellt.“ Das ist aus meiner Sicht unredlich und unverantwortlich, dass man Menschen, die die Gendersprache kritisieren, in die rechte Schublade steckt. 🙁

  11. Jocelyne Lopez,
    aus dem Parteiprogramm der AfD :
    “die afd sieht mit sorge, wie die deutsche sprache im sinne einer falsch verstandenen „Internationalisierung“ durch das englische ersetzt oder „gegendert” wird. Politisch „korrekte” sprachvorgaben lehnen wir entschie-den ab. ”

    Man möchte meinen, dass sich das vernünftig anhört und toleriert werden sollte.

    Auf dem Hintergrund der nationalsozialistischen Vergangenheit, ist Vorsicht angesagt.
    “die politische führung der großen eu-länder will die europäische union um jeden Preis und gegen den Mehrheitswillen der europäischen Völker zu einem einheitsstaat umgestalten. Wir fordern stattdessen, die nationalstaaten zu erhalten und ihnen wieder mehr Kompetenzen zu geben”

    Es geht der AfD also um die politische Abgrenzung und der Hervorhebung des spezifisch Deutschen.
    Man nennt das gemeinhin “Nationalismus”.
    Und dieser Nationalismus hat Europa vor 70 Jahren in einen Weltkrieg gestürzt.
    Aus deutscher Sicht gab es nur die Arier und die Untermenschen.
    So eine Weltsicht wollen wir um jeden Preis verhindern und deswegen ist die Sichtweise der AfD differenziert zu betrachten.

    • die politische führung der großen eu-länder will die europäische union um jeden Preis und gegen den Mehrheitswillen der europäischen Völker zu einem einheitsstaat umgestalten. Wir fordern stattdessen, die nationalstaaten zu erhalten und ihnen wieder mehr Kompetenzen zu geben

      War dann Charles de Gaulle mit seinem Europa der Vaterländer dann auch ein “böser Nationalist”?

      Es geht der AfD also um die politische Abgrenzung und der Hervorhebung des spezifisch Deutschen.
      Man nennt das gemeinhin “Nationalismus”.
      Und dieser Nationalismus hat Europa vor 70 Jahren in einen Weltkrieg gestürzt.

      Das war eher der Weltkrieg vor 100 Jahren. Und ich weiss nicht, ob andere Völker auch diesen “Einheitsstaat” wollen. Die Briten schon mal nicht.

      Gruss
      Rudi Knoth

  12. @ H. Wied
    aus dem Parteiprogramm der AfD :
    “die afd sieht mit sorge, wie die deutsche sprache im sinne einer falsch verstandenen „Internationalisierung“ durch das englische ersetzt oder „gegendert” wird. Politisch „korrekte” sprachvorgaben lehnen wir entschieden ab. ”

    Man möchte meinen, dass sich das vernünftig anhört und toleriert werden sollte. Auf dem Hintergrund der nationalsozialistischen Vergangenheit, ist Vorsicht angesagt. […] Und dieser Nationalismus hat Europa vor 70 Jahren in einen Weltkrieg gestürzt. Aus deutscher Sicht gab es nur die Arier und die Untermenschen.

    Ja, man kann in der Tat durchaus meinen, dass es sich vernünftig anhört und toleriert werden sollte, ja.

    Das Problem mit den Deutschen ist nur, dass sie alles was sie denken und fühlen auf den Hintergrund bzw. auf das Trauma der nationalsozialistischen Vergangenheit zurückführen.

    Aber Moment mal… Nicht alle Nationalismen – und Europa kannte nun mal vor 70 Jahren in ihrer langen Geschichte nichts Anderes als Nationalismen – haben dazu geführt, dass die Mitglieder einer Nation alle anderen Menschen als Untermenschen angesehen haben und in einen Weltkrieg gestürzt haben!!!
    Sie verleihen hier fälschlicherweise einzig dem Nationalismus ein Gefahrpotential für ein friedliches Zusammenleben, wobei es durchaus Nationen gab, die immer friedlich zusammen gelebt haben und wobei zum Beispiel Bürgerkriege in der Geschichte genauso mörderisch waren.

    Dass eine Nation ihre Sprache gegen unkontrollierten Anglizismus schützen möchte, ohne dabei eine Gefahr für den Weltfriede zu sein, kann man zum Beispiel mit Frankreich belegen. Ich habe persönlich nur erlebt, dass Frankreich versucht hat, sich gegen Anglizismus zu schützen. Die Nachkriegsgenerationen dürften zum Beispiel in Frankreich nur bedingt mit englischsprachiger Unterhaltungsmusik im Radio und Fernsehen aufwachsen: Erlaubt war nur eine geringe Quote für englischsprachige Unterhaltungsmusik, der gröstße Teil war für französische Chansonnier reserviert (auch Pop, Folk, Rock), mit dem Ergebnis, dass es eine reiche Kultur der französischsprachige Chansons und der gesungenen Poesie bei den jüngeren Generationen gab, wobei dagegen in Deutschland die Kreativität in diesem Bereich praktisch auf Null gesunken ist: Die deutschen Nachkriegsgenerationen sind mit der englischen Sprachkultur aufgewachsen, es gab eine (staatlich gesteuerte) Flucht vor der deutschen Sprache.

    Ein Beispiel von Sprachnationalismus ohne Gefahr von Nationalismus im Sinne des III. Reiches ist zum Beispiel auch die Provinz Québec in Kanada: Obwohl die Quebecer zweisprachig aufwachsen, sind sie dafür bekannt, dass sie die französische Sprache quasi frei von jeglichen englischen Wörter halten, nicht einmal die gängigsten Anglizismen, die wir in Frankreich verwendet, haben sie übernommen – sie sprechen ein modernes Französisch mit teilweise wiederbelebten alten Wörtern aus dem Mittelalter, absolut köstlich. 🙂

    Die Deutschen sind auch im Punkto Sprache ohne es zu merken von dem Nationalsozialismus traumatisiert, das kann man als Ausländer ganz gut beobachten.

  13. @Rudi Knoth 13:06
    Keine der “politische[n] Führung[en] der großen Eu-Länder” arbeitet an einem europäischen Einheitsstaat. Das ist ja das perfide an diesem Programm. Es baut Drohszenarien auf, denen sich die AfD mutig entgegen stellt. Der Kampf gegen Windmühlen. Solche impliziten Unterstellungen vergiften jede ernsthafte Diskussion.

    Ähnlich ist es mit “Politisch „korrekte” sprachvorgaben lehnen wir entschieden ab.” Klar, im allgemeinen ist das zustimmungsfähig. Ich möchte mir meine Sprache auch durch niemanden vorgeben lassen. Aber es ist eben auch die Unterstellung, solche Vorgaben fänden im großen Maßstab statt. Tatsächlich gibt es Sprachvorgaben nur dort, wo Menschen für Behörden oder Unternehmungen sprechen. Will die AfD tatsächlich Behörden und Unternehmungen verbieten, die Form ihrer Außenkommunikation zu steuern? Wenn ich mich im Namen meines Arbeitgebers äußere, hat dieser selbstverständlich das recht, mir Vorgaben zu machen. Möchte die AfD, dass diese Vorgaben per Gesetz reguliert werden?

    • Wenn ich mich im Namen meines Arbeitgebers äußere, hat dieser selbstverständlich das recht, mir Vorgaben zu machen. Möchte die AfD, dass diese Vorgaben per Gesetz reguliert werden?

      Das weiss ich nicht, weil ich deren Programm nicht vorliegen habe. Dieses ist ja öffentlich zugänglich und jeder kann es einsehen. Momentan interessiert mich das aber nicht.

      Gruss
      Rudi Knoth

  14. Die Sprache ist halt bedeutsam für die Kultur derjenigen, die sie sprechen.
    Insofern macht es schon Sinn sich aus konservativer Sicht um die Erhaltung der lokalen, regionalen und gar nationalen Sprache zu bemühen.
    ‘Vereinnahmen lassen sollten wir (sic) uns (sic)’ sicherlich ‘nicht’, nie möglicherweise, was die Sprachlichkeit betrifft. (Auch nicht vom “Duden”, der lange Zeit nur Beobachter war, dem Volk aufs Maul geschaut hat, sozusagen, und erst in letzter Zeit “progressiv” geworden ist und Empfehlungen für die Verwendung von Sprache heraus gibt.)
    Es gibt halt konservative und progressive Ansätze i.p. Sprachpflege, es gilt hier wohl einen Mittelweg zu finden.
    Die sog. Gender Studies, die feministische Anthropologie, inklusive feministischer Linguistik, leisten hier minder, sind sogar gefährlich, wenn sie extrem und die Menge nötigend werden, in etwa so, wie ein ungünstiger sprachlicher Konservativismus dies ebenfalls ist.
    Zur Zeit besteht hier leider aus diesseitiger Sicht und die deutsche Sprache meinend in der BRD eine Schlagseite zum (dann auch wie beschrieben nötigenden) Progressivismus.
    Die politisch Linke, wie alle Kollektivisten, versuchen bekanntlich auch über die Sprache illegitim zu herrschen, für sie blöderweise leben sie aber in einer liberalen Demokratie.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

  15. @ Kommentatorenfreund Christoph Strebel

    Gesetze sind an Sprache gebunden. Gelingt es, durch geeignete Agitation und Propaganda und den aktiven Sprachgebrauch der eigenen Anhänger den Bedeutungsinhalt eines wichtigen Begriffs zu ändern bzw einer im Gesetzestext stehenden Lautreihenfolge eine neue Bedeutung zuzuweisen, so kann man das Gesetz ändern, ohne die dafür erforderliche parlamentarische Mehrheit zu haben.

    Danke für diese Beibringung, sie ist ein ganz wichtiger Punkt.
    Wird die Sprache relativiert, aufgelöst sozusagen, wird nicht mehr im etymologischen Sinne geschaut, was Gesetze, auch Verfassungen, meinen, gemeint haben sozusagen, wird es gefährlich.

    In den Staaten gibt es seit Längerem eine Diskussion um die Verfassung, die selbstverständlich, wie der Schreiber dieser Zeilen findet, im literalistisch-intentionalistischen Sinne zu berücksichtigen bleibt, vergleiche auch mit einigen diesbezüglichen Aussagen von Antonin Scalia (R.I.P.), und alternativ seit einiger Zeit das sozusagen politisch linke Konzept der Living Constitution.

    genau dies ist auch der Grund dafür, dass Donald J. Trump scharf wie stolz darauf ist am Supreme Court konservative Richter unterzubringen.

    Der Linguist weiß, dass Sprache, ex post zusagen, nicht lebendig und nicht modisch zu interpretieren ist. – I.p. Rechtslage kann es ansonsten schnell kritisch werden, sogar bundesdeutsch.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

  16. Jocelyne Lopez,
    die “Grand Nation” sei hier ausgenommen. Auch Canada sei ausgenommen. Die Franzosen lieben Frankreich und sie haben Grund dazu. Was die Engländer betrifft, die waren noch nie in ihrer Geschichte Europäer, da dürfen wir uns keiner Illusion hingeben. Was aber Deutschland, Italien und Spanien betrifft, die haben eine gemeinsame Vergangenheit, auf der man aufbauen kann.
    Deutschland hat nicht viel Grund auf seine Geschichte stolz zu sein.
    Da ist noch viel Arbeit notwendig und das Parteiprogramm der AfD wäre ein großes Handicap.

  17. Einfach grandios!
    Ähhm… ich meine nicht den Artikel. Den halte ich eher für seitenlastig.
    Ich habe mir die ganze Zeit (in der ich gelesen habe) vorgestellt, dass alle Diskusionsteilnehmer auf gemütlichen Sesslen sitzend in einem Salon beieinander sind. Das wäre ein epochaler Film mit richtig Anspruch geworden …
    … dabei wollte uns der Autor doch sicher nur unterjubeln, das eine deutsche politische Partei mit solch einem Sprachnationalismuß einfach gruselig ist. Nun ist eine NPD oder AfD aus einigen anderen Gründen sehr unreif. Sicher.
    Aber wenn die Liebe zur Deutschen Sprache Nationalismuß ist, dann bin ich geborener Nationalist. Seit Jahren versuche ich meine “Heimatmundart” neu zu erlernen, bzw. solide Quellen zu finden. Das sogenannte “brandenburgische Rinnstein-Platt”. Ich halte das für eine gesunde Art von Geschichtsverständnis. Aber oft (sehr oft) werde ich bei meinen Recherchen gefragt, ob ich denn ein “Rechter” sei, oder “AfD-Wähler”.
    Dies zeigt auf traurige Weise, das wir in Deutschland sehr distanziert wurden. Distanziert von unserer eigenen Sprache und ihren Mundarten.
    Vielleicht ist das ein Grund, das viele Wähler sich nach “Rechts” bewegen. Ich kann aber auch irren.
    Noch ein Wort zu Anglizismen: Ich halte sie in einigen Fällen für fast unumgänglich. Ich muss aber feststellen, das schon fast schludrig, ja inflationär damit um gegangen wird. Auch eine unschöne Entwicklung.
    .
    Schönen Abend noch im Diskusionssalon … 🙂
    Guido

  18. Herr Heidemann,
    die Sprache muss frei bleiben, die braucht auch nicht geschützt werden weil sie schön ist.
    Anglizismen sind notwendig, weil eben die Computerforschung im englischsprachigen Raum stattfindet.
    Was man der AfD vorwirft ist ihre Motivation. Nationalismus über Sprache durchzusetzen.
    Nationalismus meint hier nicht den Stolz auf unsere kulturellen und technischen Errungenschaften,
    sondern meint die Überheblichkeit, die man früher so bezeichnet hat:
    “Am deutschen Wesen soll die Welt genesen”.

  19. @ Su
    Nun ja, politische Reden mit philosophischen Traktaten zu vergleichen, finde ich etwas unfair. Das sind völlig unterschiedliche Genres mit unterschiedlichen Funktionen. Ich bezweifle, das Hegel mit seinen Werken jemals einen Wahlkampf gewonnen hätte …

    Da ist was dran. Ich interessiere mich wie gesagt nicht für Politik, Wahlkämpfe und Wahlen. Ich bin allerdings nicht allein mit der sehr verbreiteten Politikverdrossenheit, wobei ich der Meinung bin, dass es viel mit der Sprache zu tun hat: Die Sprache der Politiker aller Parteien besteht aus meiner Sicht zu 95% aus Floskeln. Mit einem bisschen Glück kann man manchmal vielleicht 5% Botschaft aus dem Geschwafeln extrahieren, die man im Klartext in der Alltagssprache mit ein paar Sätzen prägnant formulieren könnte. Politiker aller Parteien (und auch Behörden) sprechen alle eine Holzsprache.

    Für mich bedeutet die Gendersprache die Einführung von weiteren Floskeln, die ebenfalls nichts Neues und Interessantes vermitteln. Wenn ich Politiker sprechen höre könnte ich einschlafen, deren Sprache ist nur altbekanntes Geschwafel, auch wenn sie im Geschwafel sich die Mühe geben, mich gezielt als Frau anzusprechen, als ob es irgendeinen Eindruck auf mich machen könnte und als ob ich auf diese billige Masche reinfallen würde um sie beizupflichten. Halten sie mich etwa für blöd? 😉

  20. @ H. Wied
    Jocelyne Lopez, die “Grand Nation” sei hier ausgenommen. Auch Canada sei ausgenommen. Die Franzosen lieben Frankreich und sie haben Grund dazu. […] Deutschland hat nicht viel Grund auf seine Geschichte stolz zu sein.

    Das ist Unsinn. Die Franzosen hätten auch Gründe dazu, Frankreich zu hassen und sich für seine Geschichte zu schämen, alleine zum Beispiel wegen seiner Kolonialvergangenheit, die gar nicht so lange zurückliegt und Millionen von Menschen das Leben, die Freiheit und die Menschenwürde gekostet hat – ich habe zum Beispiel noch als Kind das Ende des abscheulichen Algerienkriegs in Marseille am Rande erlebt. Die Millionen von Menschen, die Frankreich in Afrika und Asien (und auch Kanada) ermordet, versklavt und in Kolonialkriegen massakriert hat sind kein Grund, auf seine Geschichte stolz zu sein. Soll ich deswegen mich jeden Tag für die Schuld meiner Vorfahren verantwortlich fühlen und seelisch bestrafen? Das ist doch Unsinn. Es gibt keine Kollektive Schuld, Kollektive Schulz zuzuweisen ist ein juristisches und ethisches Verbrechen und lähmt die Entwicklung von Friedenprozessen. Soll ich deswegen jeden Tag mich daran erinnern und mich seelisch kasteien, weil es sonst die Gefahr bestehen würde, dass so etwas noch ein Mal passiert? Das ist doch Unsinn.

  21. H. Wied:
    “Deutschland hat nicht viel Grund auf seine Geschichte stolz zu sein!”
    Wer hat denn diese Weltkriege verbrochen ? Doch wohl nicht das einfache Volk, sondern die, die Gewinne(Profit) damit machen wollten- also der deutsche Imperialismus, dieses Kartell aus Wirtschaft, Finanzwelt und Rüstungsindustrie, die 1946 auch in Nürnberg auf der Anklagebank gesessen haben. Das einfache Volk war lediglich Kanonenfutter für diese Herren, die an den Waffen ,die sie Freund und Feind lieferten, damit die sich gegenseitig abschlachten konnten, Milliarden verdienten. Das deutsche Volk wurde in seiner Geschichte immer durch Ideologien reglementiert, wurde von den Mächtigen ausgenutzt bzw. im hörigen Untertanengeist erzogen. Hitler ist auch stark geworden, weil er von deutschen Wirtschaftsbossen entsprechende Milliarden Mark an Unterstützung bekommen hat. Der Wirtschaft, also dem Profit, ist die Nation Deutschland immer egal gewesen, sie war nur Mittel zum Zweck. Man darf also nicht die Nation als Verbrecher darstellen sondern die, die diese Nation für ihre Zwecke missbraucht haben…

  22. Herr Wied, Herr Heidemann und Interessierte,

    ich mache das äußerst ungern, aber im Rahmen des einfachen Verstehens verweise ich hier mal auf den deutschen Wikipedia-Eintrag. Der beginnt so…

    Nationalismus ist eine Ideologie, die eine Identifizierung und Solidarisierung aller Mitglieder einer Nation anstrebt und letztere mit einem souveränen Staat verbinden will.

    In diesem Zusammenhang machen Herr Wieds Bemerkungen* argumentativ wenig bis keinen Sinn, was sehr wohl am Ende des Kommentares am Beispiel von Josef Kraus bewiesen wird…

    *Was man der AfD vorwirft ist ihre Motivation. Nationalismus über Sprache durchzusetzen.
    Nationalismus meint hier nicht den Stolz auf unsere kulturellen und technischen Errungenschaften,
    sondern meint die Überheblichkeit, die man früher so bezeichnet hat:
    “Am deutschen Wesen soll die Welt genesen”.

    Ich „verstehe“ (als analytischer Beobachter ohne Wertung) die pauschale Kritik(suche) bezüglich der AfD-Ablehner. Doch der Wunsch des Erhalts u.a. größtmöglicher Funktionalität und Klarheit einer Sprache ist nicht AfD-Programm-spezifisch. Am Rande bemerkt: Das AfD-Parteiprogramm kennt doch nahezu niemand, so wie kaum jemand das Parteiprogramm irgendeiner anderen Partei kennt oder liest.

    Ich habe mehr als drei Jahre in Montreal gelebt. Während dieser Zeit fand 1995 das Quebec-Referendum statt. Mit extrem knapper Mehrheit (50,6%) bei einer Wahlbeteiligung von ~ 94% wurde für den Verbleib gestimmt. Auch ganz ohne AfD oder allgemeiner „Rechte“ wollen offensichtlich Menschen ihre „lokale Identität“ behalten oder gar durch Abspaltung ausbauen. Die Amtssprache in Quebec war und ist Französisch. Des Weiteren: Hier und da bestehen kulturelle Konflikte zwischen Franzosen und Quebecern bezüglich der Spracheigenheiten.

    Ich jedenfalls habe erst im „halb-französischen“ Montreal „richtig“ Englisch gelernt. Da ich sprachfaul bin, habe ich es versäumt dort auch Französisch zu lernen. Das „ging“ vorort „durch“, da man zur Kenntnis nahm, daß ich ja schon eine signifikante Bemühung machen musste (Englisch statt Deutsch zu sprechen) und Montreal bezogen auf Quebec und bezogen auf Kanada, ähnlich wie NewYork nicht mit dem „Rest“ der USA, zu vergleichen ist. 82 % der Quebecer sind frankophon. Englisch in Montreal ist ok, Englisch in Quebec City oder auf dem Land ist unerwünscht. Quebecer fühlen sich von einer Übermacht Englischsprachiger bedroht. Da wäre dann Deutsch mit dem Signal demnächst Französisch zu sprechen weniger problematisch.

    Nationale Identität über Sprache zu fördern ist nahe liegend. Wie kann dieses Vorgehen als Vorwurf dienen?

    Sprache ist abstrakt. Kommen wir zum Sprachgebrauch.
    Josef Kraus, ehemaliger Präsident des deutschen Lehrerverbandes, schreibt u.a.

    „Patriotismus ist Liebe zum Eigenen. Nationalismus ist etwas anderes: Haß gegen das Andere.
    Warum schaffen es unsere verfassungsgebenden Organe nicht, als neuen Absatz 3 im Artikel 22 des Grundgesetzes festzuhalten: „Die Sprache der Bundesrepublik ist deutsch“? Die Verankerung der deutschen Sprache im GG könnte helfen zu vermeiden, daß wir auch sprachlich immer mehr auf Parallelgesellschaften zustreben. Die Festlegung auf Deutsch als Landessprache wäre insofern ein wichtiger Schritt zur Integration.“
    Quelle: https://www.kas.de/de/web/rp/veranstaltungsberichte/detail/-/content/-die-grenzen-meiner-sprache-sind-die-grenzen-meiner-welt-

    Herr Wieds und Herr Krauses Interpretationen des Begriffs Nationalismus sind – soweit erkennbar – ideologisiert subjektiv und führen letztendlich zu einem Paradoxon.

    Josef Kraus erhielt 2018 den deutschen Sprachpreis als Würdigung für sorgfältigen Sprachgebrauch und gutes und verständliches Deutsch…

    Das wirft einerseits, bezüglich seiner Interpretation von Nationalismus, fundamentale Fragen auf. Andererseits ist sein Wunsch nach Grundgesetzerweiterung, zum Schutz der deutschen Sprache, doch genau das, was die AfD wünscht. Nach vorliegender pauschaler Einordnung ist Josef Kraus mehr noch als die AfD-Protagonisten ein Nationalist. Mit diesem nachgewiesenen Widerspruch zerfällt exemplarisch die gesamte Argumentationslinie des Blogartikels.

    Meine Empfehlung: Bevor die deutsche Sprache englischlastig internationalisiert oder/und gegendert wird, sollte eine Verfeinerung und Bedeutungsklarheit des »Deutschen« angestrebt werden.

  23. Ja, sicher, Kommentatorenfreund Guido Heidemann, es geht den “Sprachbewahrern” um Identitarismus, der in deutschsprachiger Region meist verpönt ist und den Vorhalt “Nazi” fast zwingend evoziert, wobei andere als Deutsche identitär sein dürfen.
    Dann wird komischerweise von den selben, die zuvor noch Anwürfe getätigt haben, freundlich geschaut und Diversität begrüßt.
    Das Antonym zum Identitarismus ist übrigens Egalitarismus.
    Dr. Webbaer macht nicht in Identitarismus, wüsste auch gar nicht genau, wo er da anfangen könnte, hat abär nichts dagegen, wenn der Gemeinsinn auf diesem Niveau gewahrt bleibt, gar im Sprachlichen.

    Derartiges Anlegen doppelter oder n-facher Standards ist heutzutage bei den politisch Linken, die idR “Kulturlinke”, vs. “Traditionslinke”, sind, allerdings Usus, keine Ahnung wie die damit klar kommen, schizophren ist es schon.

    MFG – WB

  24. Eine Suche im Web nach demoskopischen Ergebnissen zur generellen Akzeptanz von Gendersprache beschert einem etwa dies (Börsenblatt, 5. April 2019) Keine Mehrheit für “BürgerInnenmeister”:

    Mehr als 60 Prozent der Bundesbürger sehen keinen Bedarf für eine gendergerechte Sprache, ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts INSA. Neun von zehn Befragten verwenden privat keine genderneutrale Sprache, 74,6 Prozent auch beruflich nicht.

    Sofern das zutrifft, erscheint eine verordnete Durchsetzung von “gendergerechter Sprache” als ein selten schönes Beispiel für politische Dummheit. Eine absolut unnötige Steilvorlage für die AfD, mit der sie beim Stimmvolk punkten kann.

    Mit Gendersternchen die Welt zu verbessern, mag ja gut gemeint sein, aber gut gemeint ist eben auch das Gegenteil von gut gemacht.

    • @ Chrys:

      Wer hat Ihnen denn die gendergerechte Sprache verordnet? Wurden Sie für die Verwendung des generischen Maskulinums schon mal irgendwann bestraft? Man kann Gendern nun gut finden oder auch nicht, solange Sie nicht in einer öffentlichen Behörde arbeiten, zwingt Sie niemand dazu (und in Behörden gibt auch es einen Haufen andere Sprachvorgaben, das ist da nichts Ungewöhnliches). Das einzige, was Ihnen passieren kann, ist, dass sich irgendwer über Ihr Nicht-Gendern aufregt. Das ist – im Sinne der Meinungsfreiheit – aber genauso deren Recht, wie es Ihres ist, nicht zu gendern.

      Es erschließt sich mir auch nicht, warum manche die AFD als eine Art Kämpfer für die Freiheit sehen, wenn die Gendern und Anglizismen verbieten wollen. Schreiben die den Leuten damit nicht genauso vor, wie sie zu sprechen und zu schreiben haben?

    • @ Kommentatorenfreund ‘Chrys’ (ja, Dr. W weiß, dass er mit Ihnen Ende des letzten Jahrzehnts wenig pfleglich umgegangen ist, Sie bleiben abär auf interner Liste auf Platz 2, trotz erfolgter Lokalisierung) :

      ‘Gut gemeint’ ist nicht das Gegenteil von ‘gut gemacht’, sondern in etwa so zu verstehen, dass das nur gut Gemeinte der größte Feind des Richtigen ist,
      Denn das Richtige kann sich nur schlecht gegen das Falsche wehren, wenn dies doch gut gemeint ist, gut gemeint sei, und nicht direkt böse zu sein angibt.

      Bspw. Bonhoeffer hat hierzu einiges geschrieben, vergleiche :

      -> https://www.dietrich-bonhoeffer.net/zitat/604-dummheit-ist-ein-gefaehrlich/

      Sog. geschlechtergerechte oder Gender-Sprache führt unter anderem die stetige Benennung (wie Beforschung) des Sexus anderer ein und die diesbezüglichen Sexus-Markierungen, das Fachwort an dieser Stelle, halten sozusagen den Laden auf, einerseits wegen Irrelevanz, es interessiert oft nicht das biologisch feststellbare Geschlecht, wenn berichtet wird (“Ein Fußgänger ging über die Straße bevor ihn ein Autofaher erwischt hat.”), und zudem ist sog. geschlechtergerechte oder Gender-Sprache auch schlecht sprechbar, bspw. das Binnen-I betreffend, wie auch das Sternchen und wie auch die wiederholte Nennung von angeblich n Geschlechtern im Substantiv.

      Entarteter Feminismus, es darf an dieser Stelle mit der sog. feministischen Anthropologie verglichen werden :

      -> https://en.wikipedia.org/wiki/Feminist_anthropology (die stark im Kommen ist, real existierende Linguisten passen sich womöglich auch antizipierend derart an, auch bundesdeutsche womöglich)

      … ist halt abzulehnen.

      Mit freundlichen Grüßen und auch Ihnen, Chrys, goldene Zwanziger wünschend
      Dr. Webbaer

    • @Chrys: Die erwähnte Studie ist mit Vorsicht zu genießen. Sie wurde beim Meinungsforschungsinstitut INSA beauftragt vom sprachpuristischen “Verein Deutsche Sprache” und wies mindestens missverständliche Fragen auf, deren Beantwortung dann auch noch überschießend bewertet wurde. Es wurde etwa von der Beurteilung der Relevanz sprachlicher Gleichstellungsmaßnahmen von Maßnahmen zur Gleichstellung auf deren Ablehnung geschlossen, was wiederum von vielen Medien aufgegriffen wurde. Ich habe mich in einem früheren Beitrag schon einmal damit befasst und diese Studie in einen größeren Zusammenhang eingeordnet.
      Viel besser erfährt man etwas über die Einstellung zu gendergerechten Personenkennzeichnungen, wenn man Versuchspersonen in konkreten, realistischen Textpassagen Auswahlentscheidungen treffen lässt. Genau das wurde am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) von Astrid Adler und Albrecht Plewnia in einer Studie getan, die als Teil des Sozioökonomischen Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin 2017/18 durchgeführt wurde. Dort konnte aus acht verschiedenen Varianten ausgewählt werden: Studentinnen und Studenten, Studenten, Studierenden, Student(innen), Student/-innen, StudentInnen, Student_innen und Student*innen; daneben war noch eine Freitexteingabe möglich. Das Ergebnis: Nur 17 % haben sich für das generische Maskulinum entschieden (Studenten), insgesamt 63 % für Studierende sowie Studentinnen und Studenten, der Rest für verschiedene typografisch verkürzte Formen (insgesamt knapp 18 Prozent, weitere 4 % k.A.). Auf eine umfassenden Ablehnung von geschlechtergerechten Personenkennzeichnungen kann man daraus nicht schließen.
      In unseren Korpora am IDS können wir übrigens einen sehr starken Anstieg der Nutzung des Gendersterns in den letzten zwei bis drei Jahren feststellen, selbst im Zeitungs- und Zeitschriftenbereich. Wohin auch immer sich diese Entwicklung bewegen wird – es ist in der Sprache ein Wandel im Gange, der mittlerweile deutlich erkennbar ist und nicht einfach als “von oben verordnet” abgetan werden kann.

      Adler, Astrid, und Albrecht Plewnia (2019): “Die Macht der großen Zahlen. Aktuelle Spracheinstellungen in Deutschland”. In: Ludwig M. Eichinger und Albrecht Plewnia (Hrsg,), Neues vom heutigen Deutsch. Empirisch – methodisch – theoretisch (= Jahrbuch des IDS, 2018). Berlin/Bosten: de Gruyter, S. 141-162.

      • Viel besser erfährt man etwas über die Einstellung zu gendergerechten Personenkennzeichnungen, wenn man Versuchspersonen in konkreten, realistischen Textpassagen Auswahlentscheidungen treffen lässt.

        Dr. Webbaer hat sich mit derartigen Studien befasst, es geht dann oft darum die Probanden abzufragen, ob sie bei ‘dem Ingenieur’ bspw. eher eine männliche oder eher eine weibliche Person sich vorstellen.
        Und wenn dann viele D-Sprachige, die dem generischen Maskulinum, den generischen Genera generell, über die letzten 50 Jahre entwöhnt worden sind, meinen, dass ‘der Ingenieur’ doch männlich sein müsse, vom Konzept des grammatischen Geschlechts (das, es muss wohl nicht erwähnt werden, Dr. W tut es dennoch, nicht das biologische meint) weggehend, wird dann geschlossen, dass die Sprache sich verändert hat und nun die generischen Genera aufzugeben sind.

        Dr. Anatol Stefanowitsch hat es in diesem Vortrag, dankenswerterweise ist er nicht mehr bei den Scilogs.de vorrätig (wie einige meinen), so auf den Punkt gebracht :

        -> ‘Im Deutschen gibt es kein generisches Maskulinum und die „generische“ Verwendung maskuliner Formen bringt keinen praktischen Vorteil mit sich.’ [Quelle]


        Letztlich geht es um die Frage, wie Sprache formbar ist und ob sie “aufoktroyiert” (ein Pleonasmus, eigentlich Dummsprech) werden kann, Dr. W, der auch Filme wie ‘Idiocrazy’ kennt, findet, dass dies geht, aber nicht wünschenswert bleibt.
        Linguisten sollten jedenfalls nicht in die eine oder andere Richtung werben, oder zu werben versuchen.
        Auch die Duden-Sprachempfehlungen sind aus diesseitiger Sicht nicht “töfte”, ja, Stefanowitsch hat dort Einfluss gewonnen, er publiziert auch im Duden-Verlag und wirbt für seine Anschauung, Linguisten dürfen aus diesseitiger Sicht abär gerne dabei bleiben dem Volk, in diesem Fall den deutsch Kommunizierenden sozusagen aufs Maul zu schauen, ohne Position zu beziehen.
        KA, Herr Dr. Lobin, sind Sie da noch ergebnisoffen?

      • Bonuskommentar zu den ‘Studierenden’ noch kurz :
        Es liegt, wie auch bei den Studenten (lateinisch direkt sozusagen) ein substantiviertes PPA vor, das OK ist, also sprachlich.
        Wer will, kann in der deutschen Sprache auch sozusagen netter werden und das Weibsbild besser zu berücksichtigen suchen, Dr. Webbaer verwendet bspw. gerne generische Feminina, wie bspw. die Person, die Fachkraft, die Kapazität und die Köchin, nun letztes weniger, korrekt.
        Übrigens funktioniert die Sprache nicht demokratisch.

  25. Ich finde es recht interessant und aufschlussreich, zu sehen, wie viele Leute hier sehr bemüht sind, irgendwelche Haltungen (ihre eigene, die der AfD-Wähler, die der AfD selbst) wahlweise kleinzureden oder schönzureden – obwohl der ursprüngliche Artikel doch letztlich “nur” gesagt hat, dass die AfD mehr Wert auf die Sprache legt als viele andere Parteien, und dass sich dies ein Stück weit einordnen lässt in die Frage, ob und wie rechts eine Partei ist. Da die AfD sich ja selbst als “rechte” Partei bezeichnet, ist das in etwa so, wie wenn man einen Opel anhand verschiedener Merkmale als Opel identifiziert und also feststellt, dass die Behauptung stimmt und es tatsächlich einer ist. Aber offenbar reicht allein diese Feststellung schon, um bei zahlreichen Leuten allerlei Alarmglocken ertönen zu lassen und erhebliche Abwehrmechanismen zu aktivieren.

    • Sprachbewahrung ist nicht nur ein konservativer Topos, sondern auch anderswo, bspw. im liberalen Sinne, gängig, vermutlich ist es kein Zufall, dass der hiesige werte Inhaltegeber hier die wenig relevante NPD mit ihren Nachrichten hinzugezogen hat, sondern Impetus.
      Womöglich, sicherlich ist der hiesige werte Inhaltegeber ein Kind seiner Zeit, auch um sich behaupten zu können, wie so viele, wie eigentlich alle, Ausnahmen mag es geben, Sprachbewahrung ist an sich schon cool.

      • Sprachbewahrung ist nicht nur ein konservativer Topos, sondern auch anderswo, bspw. im liberalen Sinne, gängig

        Sehr interessant. Das ist mir neu. Haben Sie dazu weiterführende informationen?

        • Die Relativierung der Sprache greift unter anderem auch die Rechtssysteme an, gar die Verfassungen, wenn dort umgedeutet wird, nicht neue Gesetze beschlossen werden, wie zu erwarten wäre.
          Genau daran arbeiten sich viele Liberale ab, aber auch die Alltagssprache muss aus liberaler Sicht sprechbar bleiben.
          Damit sich hier richtig verstanden wird :
          Ja, Liberale sind i.p. Sprachbewahrung schon “etwas lockerer” als politisch Konservative, als politisch Rechte, aber es muss niemand als politisch rechts verortet werden, der mit dem Konzept der Sprachbewahrung keine Probleme hat, der abgestoßen ist von “politisch korrekter” Sprache.
          Es gibt auch politisch Linke, meist Traditionslinke, die nicht mit den neuen Sprachregelungen mitgehen.
          Beispiele finden Sie eigentlich überall, wo liberale Inhalte im Web vorliegen, Kommentatorenfreund ‘tranquebar’, Dr. W verweist an dieser Stelle gerne auch auf die US-amerikanischen Diskussionen über die sog. Living Constitution.
          MFG – WB

          • Genau daran arbeiten sich viele Liberale ab

            Das war mir nicht bewusst. Mir ist in dieser Hinsicht kein (deutscher) Fall bekannt. Ein Beispiel aus den USA erscheint mir da vielleicht auch nicht gerade “erste Wahl”, wenn es um die Debatte in Deutschland geht.

    • @tranquebar: Sie beschreiben das Anliegen meines Beitrags ganz richtig: Es geht ja gar nicht um diese sprachpolitischen Positionen als solches, sondern darum, dass überhaupt von einer Partei eine so ausgeprägte sprachpolitische Positionierung vorgenommen wird. Auch ich finde es erstaunlich, dass damit sofort Auseinandersetzungen zu Fragen getriggert werden, die im Beitrag selbst gar nicht angesprochen wurden. Noch viel ausgeprägter ist dieser Reflex auf Twitter, wo eine heftige Kontroverse nach einem Tweet des Deutschlandsfunks zu meinem Beitrag aufgekommen ist.

      • Auch ich finde es erstaunlich, dass damit sofort Auseinandersetzungen zu Fragen getriggert werden, die im Beitrag selbst gar nicht angesprochen wurden.

        Und genauso geht es weiter – aus unerklärlichen Gründen wurde offenbar durch meine Feststellung irgendein “Meinungsfreiheit”-Trigger betätigt … erstaunlich!

  26. @ Tranquebar
    Ich finde es recht interessant und aufschlussreich, zu sehen, wie viele Leute hier sehr bemüht sind, irgendwelche Haltungen (ihre eigene, die der AfD-Wähler, die der AfD selbst) wahlweise kleinzureden oder schönzureden – obwohl der ursprüngliche Artikel doch letztlich “nur” gesagt hat, dass die AfD mehr Wert auf die Sprache legt als viele andere Parteien,

    Nun, was haben Sie denn als Kommentare erwartet? Etwa, dass die Leser einfach sinngemäß mitteilen: „Ah, das ist ja interessant, die AfD legt mehr Wert auf die Sprache als viele andere Parteien? Das wusste ich bis jetzt nicht, ich nehme es zur Kenntnis, vielen Dank für die Information.”

    Was kann man denn etwas Anderes in einer Diskussionsplattform erwarten, als man seine eigene Meinung und seine eigene Haltung zum Thema kommuniziert? Ein Forum ist geradezu als Einladung dazu gedacht – falls man überhaupt Interesse an das zur Diskussion gestellte Thema hat, oder? Ich verstehe Ihre Überraschung nicht.

    Darüber hinaus finde ich ein bisschen scheinheilig oder unsensibel, muss ich schon sagen, dass Sie die Irritation der Kommentatore nicht verstehen, die das vorgestellte Parteiprogramm der AfD im Punkto Sprache als annehmbar und tolerierbar ansehen, wobei hier zwangsläufig suggeriert wird, dass sie dadurch politisch rechts einzuordnen seien. Diese Suggestion finde ich bei einem sensibel Thema tendenziös, sie löst Irritation oder Empörung bei Kommentatoren aus, die sich nicht rechts einordnen und sich auch nicht rechts einordnen lassen wollen. Deshalb verstehe ich Ihre Überraschung nicht.

    • dass Sie die Irritation der Kommentatore nicht verstehen, die das vorgestellte Parteiprogramm der AfD im Punkto Sprache als annehmbar und tolerierbar ansehen, wobei hier zwangsläufig suggeriert wird, dass sie dadurch politisch rechts einzuordnen seien.

      Das überrascht mich deshalb, weil es nie darum ging, das Parteiprogramm der AfD irgendwie anders zu bewerten als es als “rechts” zu identifizieren (in diesem Falle anhand der Sprachpolitik). Und da die AfD sich ja selbst als rechte Partei definiert, ist daran nichts, aber auch gar nichts irgendwie Neues oder Unerhörtes. Es bestätigt lediglich die Selbsteinschätzung der Partei.

      Die Meinung, dieses Programm sei gut, ist somit also eine rechte Meinung (das wird nicht suggeriert, sondern zweifelsfrei festgestellt und belegt, auch durch die AfD selbst, die sich ja, wie gesagt, selbst als “rechts” bezeichnet, also ist es ihr Parteiprogramm logischerweise auch).

      sie löst Irritation oder Empörung bei Kommentatoren aus, die sich nicht rechts einordnen und sich auch nicht rechts einordnen lassen wollen

      Da liegt doch der Hase im Pfeffer – Personen, die rechte Ansichten teilen (indem sie das Parteiprogramm einer rechten Partei unterstützen bzw. gutheißen), aber – aus welchen Gründen auch immer – nicht als rechts wahrgenommen werden wollen, bestehen darauf, dass ihre Ansichten wahlweise – entgegen der Faktenlage – nicht als “rechts” eingestuft werden oder von der Gesellschaft, hier konkret von anderen Komentatoren gleich welcher Gesinnung, in irgendeiner Weise gutgeheißen werden sollen.

      Und eben dies erstaunt mich – wenn ich mich öffentlich zu einer Partei bekenne, die sich selbst als rechts einstuft, und ihr – logischerweise ebenfalls rechtes – Parteiprogramm unterstütze, weshalb kann ich es dann gleichzeitig nicht ertragen, selbst als rechts eingestuft zu werden? Wie passt das zusammen?

      Es kommt mir vor wie bei einem homosexuellen Mann, der sich offen zu seiner sexuellen Hinziehung zu anderen Männern bekennt, aber gleichzeitig energisch darauf besteht, nicht homosexuell zu sein (was offenbar Unfug ist, aber er will partout nicht so bezeichnet werden). Diese Haltung erscheint mir widersprüchlich und auch ziemlich unsinnig.

      Und meine Verwunderung über eben diesen Umstand habe ich in meinem Beitrag zum Ausdruck gebracht.

      • Da liegt doch der Hase im Pfeffer – Personen, die rechte Ansichten teilen (indem sie das Parteiprogramm einer rechten Partei unterstützen bzw. gutheißen), aber – aus welchen Gründen auch immer – nicht als rechts wahrgenommen werden wollen, bestehen darauf, dass ihre Ansichten wahlweise – entgegen der Faktenlage – nicht als “rechts” eingestuft werden oder von der Gesellschaft, hier konkret von anderen Komentatoren gleich welcher Gesinnung, in irgendeiner Weise gutgeheißen werden sollen.

        Das Parteiprogramm der AfD ist recht umfangreich und da stimmen in Teilen sicher mehr Leute zu als es Anhänger oder Wähler der AfD gibt. Wobei die Begriffe “rechts” und “links” auch schwammig und ungenau sind. Und sind schon konservative Ansichten als “rechts” abzulehnen, und “stalinistische” Denkweisen dafür als “links” zu akzeptieren?

        Gruss
        Rudi Knoth

        • Die Metapher mit Links und Rechts ist der Sitzordnung in Parlamenten geschuldet, die Nationalsozialisten, die es in moderater Form auch heute noch in Parlamenten liberaler Demokratie gibt, kamen seinerzeit übrigens, obwohl sie streng progressive Kollektivisten waren, deshalb ganz rechts zu sitzen, weil sie sich ansonsten mutmaßlich mit den Kommunisten (und anderen Linken?) geprügelt hätten.
          Liberale hantieren statt mit dem missverständlichen Links-Rechts-Schema gerne alternativ auch mit den Schienen “Liberalistisch-Kollektivistisch” und “Konservativ-Progressiv”.
          Politisch rechts ist in etwa so nicht schlecht, wie politisch links gut ist.
          Geben muss es beides, die Gemeinsamkeiten von Konservativen und Nationalsozialisten sind gering; ja, in der BRD wird dies seit vielleicht 2005 anders gesehen, schade.

          • die Gemeinsamkeiten von Konservativen und Nationalsozialisten sind gering; ja, in der BRD wird dies seit vielleicht 2005 anders gesehen, schade.

            Woran machen Sie das fest?

          • Sie meinen das mit ‘2005’, Komentatorenfreund ‘tranquebar’, nun, Merkel, die einer politisch rechten Partei angehört, der Christdemokratismus steht politisch rechts, ansonsten kann die Links-Rechts-Metapher sozusagen gleich einpacken, hat das Stigma des angeblich bösen Rechten, das (womöglich nur) in der BRD besteht, angenommen und wollte (ab einem bestimmten Zeitpunkt, der zu bestimmen wäre, 2005?) nicht mehr politisch rechts sein, sondern “irgendetwas anderes”.
            Die Unterschiede zwischen dem Konservativismus, der aus diesseitiger Sicht “innen hohl” ist, ein Pleonasmus darf sich hier womöglich an dieser Stelle gegönnt werden, und dem Nationalsozialismus könnten klar sein.

            Insgesamt mag Dr. Webbaer Ihre Nachrichten, denen er allerdings nicht immer und hier bis ins letzte Detail gefolgt ist, Kommentatorenfreund ‘tranquebar’; die Geduld des hiesigen werten Inhaltegebers, der ja “nur” AfD und NPD i.p. Parteiprogrammen und Sprachlichkeit verglichen hat, nie vorhatte gleichzusetzen, wie er angibt, soll nicht übermäßig durch Exkurse im Kommentarischen strapaziert werden.
            Ihrer Stoßrichtung, die wohl dahin geht, dass politisch Rechte sich als politisch Rechte auszuzeichnen haben, hier nicht verschämt irgendeine Mitte suchen sollen oder gar die generelle Indifferenz, wird gerne beigeholfen.

          • die Geduld des hiesigen werten Inhaltegebers, der ja “nur” AfD und NPD i.p. Parteiprogrammen und Sprachlichkeit verglichen hat, nie vorhatte gleichzusetzen, wie er angibt, soll nicht übermäßig durch Exkurse im Kommentarischen strapaziert werden.

            Dem stimme ich zu, möchte aber doch noch ergänzen, dass “irgendetwas anderes” nicht so indifferent ist, wie Sie es klingen lassen. Die grundsätzliche Frage, die sich hier stellt, ist die der Definition der Mitte.

            Handelt es sich hierbei um eine Nadelspitze, auf der nicht eine einzige Person exakt stehen kann, so gibt es nur “Rechte” und “Linke” in unterschiedlichen Abstufungen. Handelt es sich aber bei der “Mitte” selbst um eine breitere Plattform (das denke ich), dann ist es sehr wohl möglich, sich als “Mitte-Rechts” einzuordnen, also mit einem Bein auf dem Mitteltisch und dem anderen Bein auf dem rechten Tisch zu stehen, sozusagen (geht freilich auch von links kommend).

          • In der Politologie wird hier, Kommentatorenfreund ‘tranquebar’, von Zentrismus gesprochen und geschrieben, sollten Sie “im Zweifel politisch rechts” [1] stehen, ehrt Sie diese Richtungsangabe, die in der BRD ja bereits ein wenig stigmatisiert ist.
            Und als Angabe bereits einen gewissen Mut zu erfordern scheint.

            Dr. W ist als Liberaler eigentlich gar nicht im “Links-Rechts-Schema” passend aufgehoben, er nörgelt meist dann herum, wenn politisch Linke sich ein wenig zu wohl zu fühlen scheinen, was ihm gelegentlich den Vorhalt einbringt politisch rechts zu stehen, was abär nicht der Fall ist.
            Bei konservativer, politisch rechter Meinungshegemonie würde er dann an der sozusagen Hohlität [2] des Konservativismus nörgeln.

            Dr. W dankt dem werten hiesigen Inhaltegeber, der recht ausgeglichen zu sein scheint und seinen Denkmüll [3] zu verteidigen weiß, sofern dieser vorliegt.

            MFG – WB

            [1]

            Von Yoav Sapir gemopst, letztlich wohl von Augstein indirekt, Dr. W ist kein Jude, es darf auf ihm insofern herumgetreten werden ohne sich Vorhalte i.p. Antisemitismus bereiten zu lassen.

            [2]

            Vgl. mit Holismus :

            -> https://de.wikipedia.org/wiki/Holismus

            [3]

            Nur ein Späßchen.

          • Also das mit dem “Denkmüll” ist zurückgenommen, sorry.
            Dem Schreiber dieser Zeilen ist nur nicht klar, ob der werte hiesige Inhaltegeber seinen den sprachlichen Progressivismus bewerbenden Argumentationen selbst traut.

        • Und sind schon konservative Ansichten als “rechts” abzulehnen, und “stalinistische” Denkweisen dafür als “links” zu akzeptieren?

          Und das ist schon wieder so ein Punkt – wieso “abzulehnen” und “zu akzeptieren”? Darum geht es doch nicht, sondern darum, eine rechte Haltung als “rechts” zu benennen. Auch wer nur einzelne Punkte eines rechten Parteiprogramms gutheißt kommt doch nicht umhin, zumindest in diesen Punkten bei sich selbst eine rechte Haltung festzustellen. Wie gesagt, es geht nur um das “feststellen” – das Bewerten ist nochmal was anderes. Ob jemand einen Opel fährt oder nicht, ist ja ganz leicht und klar erkennen. Ob es gut ist, einen Opel zu fahren, ist eine andere Frage – die hier niemand gestellt hat! Deshalb erscheint es mir ja so verwunderlich, dass derart viele Menschen sie unbedingt beantworten wollen!

          Und “rechts” ist nunmal alles “rechts der Mitte” – wie weit rechts man dann geht, ist ebenfalls eine andere Frage. Auch hierzu liefert der Artikel, um den es hier geht, ja einige beachtenswerte Fakten – sie interessieren nur scheinbar keinen, weil alle nur damit beschäftigt sind, rechte Haltungen als “nicht rechts” titulieren zu wollen.

          • Auch wer nur einzelne Punkte eines rechten Parteiprogramms gutheißt kommt doch nicht umhin, zumindest in diesen Punkten bei sich selbst eine rechte Haltung festzustellen.

            Auch ein Einwanderungsgesetz wie in Kanada oder Australien oder Volksentscheide wie in der Schweiz? Man sollte doch zentrale Punkte oder eine Zustimmung zu einem grossen Teilt der Programmpunkte als Kriterium machen. An einzelnen Punkte eine “rechte” oder “linke” Haltung festzumachen, halte ich einfach für unlogisch.

            Gruss
            Rudi Knoth

          • @ Kommentatorenfreund ‘tranquebar’ und wahlfrei zitierend :

            Auch wer nur einzelne Punkte eines rechten Parteiprogramms gutheißt kommt doch nicht umhin, zumindest in diesen Punkten bei sich selbst eine rechte Haltung festzustellen.
            […]
            […] weil alle nur damit beschäftigt sind, rechte Haltungen als “nicht rechts” titulieren zu wollen.

            Wer anderen (gar “Rechten”) partiell zustimmt, macht sich nicht mit ihnen gemein, so dass eine Zugehörigkeit festzustellen wäre, die parteiisch zu greifen wäre.
            Dr. Webbaer ist beispielsweise für das sog. bedingungslose Grundeinkommen, lässt sich so abär nur ungerne als politisch links einordnen, bleibt eher im Ordoliberalen.
            Wer politisch rechts steht und nicht so stehen möchte, weil “Rechts” irgendwie als böse, als so stigmatisch breit kommuniziert bis durchgesetzt ist, hat sicherlich ein Problem.

            Dr. Webbaer mag hier das Bild mit Satan, auch Satan mag gelegentlich recht haben, sollte Satan mal etwas Vernünftiges gesagt oder geschrieben haben, muss es nicht deshalb verwerflich sein, weil es von Satan kommt.
            Denn Satan könnte auf die Idee gekommen sein Gutes zu verbreiten, um es so, qua Autorenschaft, endgültig sozusagen diskreditiert zu sehen, lachend.

            Dr. Webaer kennt insofern Versuche “Satan”, im bundesdeutschen Fall die NPD meinend, Diskussionen beizubringen, im dankenswerterweise bereit gestellten WebLog-Eintrag vierfach vorgenommen, namentlich, und auch “verschlagwortet”, dann im fünften Fall.
            Sicherlich nicht subversiv meinend, sondern aus dem Herzen kommend, sozusagen.

  27. @Lopez Sie sollten es mal in ihrem Forum mal ernster nehmen mit der Meinungsfreiheit. Da wird ja zensiert und gesperrt ohne Ende.

    • @ Uli Schoppe
      In “meinem” Forum werden einzig ad hominem Angriffe gegen Teilnehmer nicht freigeschaltet gemäß den Netiquette-Regeln, die in allen Diskussionsplattformen juristisch und ethisch zu gelten haben, zum Beispiel auch bei SciLogs 7. Inhalte der Nutzer – c) Kommentare:

      “Soweit der Nutzer die Kommentarfunktion wahrnimmt, ist er verpflichtet, auf kulturelle, religiöse und persönliche Belange anderer Nutzer Rücksicht zu nehmen und rechtswidrige, diskriminierende, verletzende oder anstößige Äußerungen zu unterlassen. […] Darüber hinaus ist auch die Verwendung anstößiger Inhalte, doppeldeutiger Bezeichnungen und anderweitiger Darstellungen untersagt, deren Rechtswidrigkeit vermutet wird, aber nicht abschließend festgestellt werden kann. Spektrum behält sich vor, Beiträge und Kommentare, die vorgenannten Anforderungen nicht entsprechen, ganz oder teilweise zu löschen. Bei wiederholter Zuwiderhandlung ist Spektrum berechtigt, den Zugang des Nutzers zur Kommentarfunktion einzuschränken oder zu beenden.”

      Mir ist nicht bewußt, dass Sie, Herr Uli Schoppe, in unserem aktiv laufenden Forum über die Kritik der Relativitätstheorie mit zurzeit knapp 4000 Kommentaren (!!!) unter Ihrem Namen oder auch unter Pseudonymen Kommentare gepostet haben, die ich nicht freigeschaltet habe, obwohl sie die Netiquette-Anforderungen entsprochen haben. Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Es gibt auch in diesem Forum eine Vielzahlt von offenen Moderationshinweisen und Warnungen gegen Teilnehmer, sowie auch einen offen ausgesprochenen Ausschluß des Teilnehmers Rudi Knoth (allerdings erst nach mehreren Hunderten von freigeschalteten in dieser Hinsicht einwandfreien Kommentaren).

      Herr Uli Schoppe, Sie können gern jederzeit unter Ihrem Namen oder unter Pseudonymen in dieser noch laufenden Diskussion die Kommentare wieder posten, die keine Beleidigungen, Hetze und Verleumdungen gegen Teilnehmer und pauschal gegen alle Kritiker der Relativitätstheorie enthalten haben, und die ich dementsprechend zu unrecht nicht freigeschaltet hätte. Ich werde sie sofort freischalten, kein Problem.

  28. @ tranquebar
    Da liegt doch der Hase im Pfeffer – Personen, die rechte Ansichten teilen (indem sie das Parteiprogramm einer rechten Partei unterstützen bzw. gutheißen), aber – aus welchen Gründen auch immer – nicht als rechts wahrgenommen werden wollen, bestehen darauf, dass ihre Ansichten wahlweise – entgegen der Faktenlage – nicht als “rechts” eingestuft werden oder von der Gesellschaft, hier konkret von anderen Komentatoren gleich welcher Gesinnung, in irgendeiner Weise gutgeheißen werden sollen.

    Das finde ich seltsam: Sie scheinen der Überzeugung zu sein, dass die Bewohner eines Staates ihr Leben, ihre Empfindungen und ihr Verhalten nach den Parteiprogrammen von irgendeiner Partei richten! Sie sind wohl selbst politisch sehr interessiert und vielleicht sogar politisch aktiv (vielleicht Mitglied einer Partei) und können sich deswegen wohl nicht vorstellen, dass Millionen von Bürgern, etwa grob die Hälfte, sich nicht für Politik interessieren, denn die Partei „Politikverdrossenheit“ ist eine der größten Parteien in einer demokratischen Gesellschaftsordnung. 😉

    Das ist eben auch mein Fall: Ich habe mich nie für Politik und Politiker interessiert, auch als junge Frau nicht (ich gehöre zu der Generation der Baby Boomer in Frankreich), bis heute nicht. Ich habe bis jetzt mein Leben gelebt ohne zu wissen, welche Partei welches Programm hatte, weder in Frankreich noch in Deutschland. Ich ordne mich allerdings selbst seit jeher im linken Spektrum ein, von den Empfindungen her, schon allein wahrscheinlich aufgrund meiner sozialen Herkunft (Arbeiterklasse und Einfluß des spanischen Bürgerkrieges aus meiner Familie in der Kindheit, siehe hier und hier). Ich habe vielleicht in meinem Leben 2 oder 3 Mal, glaube ich, in Frankreich bei Präsidentenwahlen oder Referendum gewählt (dann immer Sozialist, ich kann mich allerdings nur an Mitterand erinnern).

    Jetzt erkläre ich in einem Forum, warum mir die Gender-Sprache nervt und langweilt, warum ich sie lästig und unnötig finde, warum ich dieses „Problem“ als künstlich und unwichtig empfinde, warum es aus meiner Sicht die Einführung von weiteren Floskeln und Gemeinplätzen in der Sprache der Politiker und der Behörden bedeutet, und schwups, werde ich als rechtslastig „analysiert“:

    Zitat tranquebar
    Und eben dies erstaunt mich – wenn ich mich öffentlich zu einer Partei bekenne, die sich selbst als rechts einstuft, und ihr – logischerweise ebenfalls rechtes – Parteiprogramm unterstütze, weshalb kann ich es dann gleichzeitig nicht ertragen, selbst als rechts eingestuft zu werden? Wie passt das zusammen?

    Das passt eben nicht zusammen, denn ich mich weder zum AfD- noch zu anderen Parteiprogrammen bekenne. Erstaunlich, nicht wahr? 🙂 Für Sie scheint so etwas unmöglich zu sein, aus einem anderen Planet, denn die Politik scheint eine sehr große Rolle in Ihrem Leben zu spielen, Sie können sich wohl nicht vorstellen, dass man sein Leben leben kann, ohne sich um Parteiprogrammen zu kümmern. Sie sollten vielleicht ein bisschen über Ihren Tellerrand auf die Millionen und Milliarden von politisch Verdrossenen schauen, es gibt Sachen in der Welt, die es nicht gibt… 😉

    • Das passt eben nicht zusammen, denn ich mich weder zum AfD- noch zu anderen Parteiprogrammen bekenne.

      Doch – in dem konkreten Punkt, um den es hier geht, haben Sie sich klar zur Position der AfD bekannt. Dazu mussten Sie auch das Parteiprogramm der AfD nicht kennen, denn im Artikel, der hier ja von Ihnen kommentiert wurde, wird der Zusammenhang klar und eindeutig dargelegt.

      Wie @Dr. Webbaer (19.01.2020, 12:06 Uhr) ganz richtig sagte, macht eine derart punktuelle Positionierung noch keinen “Rechten” aus Ihnen, zumal dann ja immer noch die Frage wäre, wie weit “rechts” Sie stehen würden (auch hier hat @Dr. Webbaer völlig richtig darauf hingewiesen, dass auch die Unionsparteien prinzipiell eher rechts einzuordnen sind, eben nicht sonderlich weit rechts) – dennoch ändert das nichts an der Tatsache, dass Sie sich mit Ihrer Aussage in dieser konkreten Sache rechts der Mitte positioniert haben.

      Damit stehen sie ja auch nicht alleine. Nicht nur hier in der Kommentarspalte finden sich viele Leute, die das Gendern ebenfalls ablehnen, aus was für Gründen auch immer. Ich darf an dieser Stelle verraten, dass ich auch dazu gehöre und meine eigene Sprache auch nicht entsprechend ändern will. Dennoch ist diese Position nun einmal eine Position rechts der Mitte und ich halte es für erstaunlich (um wieder auf meine ursprüngliche Motivation zurückzukommen, mich an diesem Gespräch zu beteiligen), dass so viele Leute sich so vehement gehen eine derart offensichtlich und unbestreitbar auf der Hand liegende Faktenlage verwehren wollen.

      Um an dieser Stelle auf Ihre ursprüngliche Frage zurückzukommen:
      Nun, was haben Sie denn als Kommentare erwartet?

      Zum Beispiel wäre es ein interessantes Feld, die Ursachen der im Artikel festgestellten Faktenlage zu debattieren, sowohl hinsichtlich der Frage, weshalb genau diese Themen die eher rechts eingestellten Wähler besonders interessieren, als auch bezüglich des Bildes von Staat und Staatsgewalt seitens der betreffenden Bevölkerungsgruppen, das hier indirekt deutlich wird. Oder man könnte fragen, weshalb linke Sprachpolitik (z.B. eben das Gendern) deutlich seltener in Parteiprogrammen und Parteiarbeit in Erscheinung tritt, obwohl es sie ja offensichtlich gibt, und das sogar recht wirkmächtig. Liegt da ein unterschiedliches Staatsverständnis zugrunde? Oder handelt es sich von vorneherein um einen Ansatz auf einer anderen gesellschaftlichen Ebene?

      Stattdessen erschöpft sich die Kommentarspalte in zahlreichen mehr oder weniger überzeugenden Versuchen verschiedenster Personen, ihre (meist rechte) Haltung mitzuteilen und dafür Zustimmung oder wenigstens Verständnis einzufordern (was der politische Gegner freilich nicht tun wird und umgekehrt ja auch nicht zu erwarten hätte – was jene Erwartungshaltung also noch surrealer erscheinen lässt). Wie gesagt: Erstaunlich!

      • Konservative Einstellung, der Webbaer liegt in etwa “7:3” auf der Schiene “Konservativismus/Progressivismus” beim Erstgenannten, muss nicht politisch interpretiert werden auf der “Links-Rechts”-Schiene, der Schreiber dieser Zeilen hält es für falsch, wenn ihm politisch “rechte” Positionen nachgesagt werden.
        Auch weiß Dr. W nicht, ob nicht doch bundesdeutsche “linke” Parteiprogramme voll von Sprachforderungen sind, er hat dazu schon einiges in diesen Programmen zK genommen.
        Der Kulturlinke strebt ja danach, erklärtermaßen, wie hier befunden wird, über die Sprache Wirkung und wie einige meinen auch Macht zu erzielen.

        Tja, was kann diskutiert werden? – Am besten wohl mit den Argumentationen des werten hiesigen Inhaltegebers [1], denen der Schreiber dieser Zeilen i.p. sprachlichem Progressivismus fast gewohnheitsgemäß gegenredet.
        Allerdings reagiert der dann wenig, muss er ja auch nicht.

        Interessant ist, dass viele in der Menge gar nicht verstehen, um was es geht, wie sog. geschlechtergerechte Sprache sexualisiert, unnötigerweise, was Sexus-Markierungen sind und wie die generischen Genera, also auch das generische Maskulinum greifen, funktionieren, auch die Sprechbarkeit progressiver Sprache kommt ein wenig kurz.
        Dr. Webbaer hat schon mit gebildeten Personen diskutiert, die wie gerade geschildert nicht verstanden haben, aber doch streng im progressiven Sinne sprachlich aufgestellt waren.
        Den Webbaer dann sozusagen argumentfrei in die Tonne traten…

        MFG – WB

        [1]
        Mit dem was Stefanowitsch so vorträgt, kann der Schreiber dieser Zeilen nicht viel anfangen, zu leidenschaftlich sein Vortrag, zu politisch und leider leider auch sprachwissenschaftlich ungenau, selbst etymologische Herleitungen, die helfen sollten Wörter als böse zu markieren, zu konnotieren, stimmten nicht immer.

      • Dennoch ist diese Position nun einmal eine Position rechts der Mitte und ich halte es für erstaunlich (um wieder auf meine ursprüngliche Motivation zurückzukommen, mich an diesem Gespräch zu beteiligen), dass so viele Leute sich so vehement ge[g]en eine derart offensichtlich und unbestreitbar auf der Hand liegende Faktenlage verwehren wollen.

        Ist halt Bull.
        Wer sog. pol. Mitte bestimmen kann, der Zentrismus (siehe anderswo in dieser Kommentatorik) ist nicht konsensuell zu bestimmen, liegt falsch.
        Oder geht bestimmend ungünstig aus sich heraus, pflegt seine subjektive Wahrheit.
        Eine politische Mitte gibt es nicht.
        ‘Fakten’ sind übrigens gemacht, sie folgen Observationen und Aufzeichnungen derselben, Vorsicht insofern bei Fakten oder Gemachtem (“ficere”).

  29. Nachtrag vor dem Hintergrund meiner Abneigung gegenüber der Gender-Sprache:

    Meine Position zu Feminismus habe ich bereits vor kurzem in einem Blog-Artikel von Herrn Lobin dargelegt: siehe hier.

    Ich halte sie auch nicht für rechtslastig, wobei ich auch hier gar keine Ahnung habe, wie die AfD in seinem Parteiprogramm zu Feminismus steht.

  30. Ich verstehe die ganze Aufregung und schon gar nicht die AFD in Bezug auf die deutsche Sprache nicht.
    Ja, die Sprache ist Kulturgut, aber wie jedes Kulturgut unterliegt sie mit der Zeit Änderungen, die mal schneller oder auch mal langsamer geschehen können.
    Die Änderungen durch die Gender-Sprache bringt sicher manche kuriose Stilblüten hervor, macht einem aber auch bewußt, wie stark der maskuline Einfluß auf die Sprache gewesen ist.
    Es wurde auf die Bedeutung der Funktionalität der Sprache hingewiesen ist. Da sich die Globalisierung auf keinen Fall zurückdrehen läßt, werden wir eben wegen der Funktionalität mit einer teilweisen Internationalisierung von Landessprachen leben müssen.
    Um meinen persönlichen Sprachstil zu pflegen, brauche ich allerdings keine gesetzliche Unterstützung und schon gar nicht von der AFD.

    • Ja, die Sprache ist Kulturgut, aber wie jedes Kulturgut unterliegt sie mit der Zeit Änderungen, die mal schneller oder auch mal langsamer geschehen können.

      Genau! Ergänzen möchte ich hier noch, dass manche Änderungen später auch wieder zurückgenommen werden, z.B. viele französische Wörter, die im 17. und 18. Jahrhundert ins Deutsche übernommen wurden und sich letztlich nicht durchgesetzt haben.

      Vor diesem Gesichtspunkt erscheint mir die Idee des “Sprachbewahrens” immer etwas suspekt, weil dem Wesen nach unnötig und letztlich nur versuchend, den individuellen Sprecher zu beeinträchtigen.

      Um meinen persönlichen Sprachstil zu pflegen, brauche ich allerdings keine gesetzliche Unterstützung

      Dem stimme ich ebenfalls zu, erweitere aber den Zusatz bzgl. der AfD auf die gesamte Politik.

      Allerdings unterscheide ich auch meinen persönlichen Sprachstil von einem amtlich-offiziellen, bei dem ich schon aus juristischen Gründen Wert auf große Korrektheit lege. Somit erscheinen mir Vorgaben für den Schriftgebrauch amtlicher Unterlagen auch nochmal von anderer Qualität zu sein als die Frage, wie ich persönlich im Alltag, zumal mündlich, spreche.

      • Eine juristische Ausbildung liegt womöglich nicht vor, die juristische Sprache ist womöglich die präziseste, vgl. mit – ‘Allerdings unterscheide ich auch meinen persönlichen Sprachstil von einem amtlich-offiziellen, bei dem ich schon aus juristischen Gründen Wert auf große Korrektheit lege.’ -, wobei auch die Amtssprache oder bereits die “Dienstmeinung” hier nicht sonderlich abweichen kann, wenn soz. defensiv kommuniziert wird, was idR angeraten ist, in Funktion.

        Sprachbewahrung muss nicht ‘suspekt’ sein, sofern sie nicht der Weiterentwicklung von Sprache entgegensteht.
        Sie ist notwendig, Sprache wird aus diesseitiger Sicht insofern meist im progressiven, progressivistischen Sinne gesellschaftlich wirksam angegriffen, auch ihre Verwender.

        Aufgehängt werden sollten derartige Diskussionen über das Wesen von Sprache nicht an Parteiprogrammen.

        MFG – WB

  31. Bonus-Kommentar hierzu :

    Die Behauptung, dass in der deutschen Sprache das Selbstverständnis, also die Identität, des „Raumes in der Mitte Europas“ (Deutschland? Deutschsprachiger Raum?) und ein spezifisch deutsches Wertesystem kodiert sei, ist ein altbekannter Topos, der sprachwissenschaftlich durch nichts zu belegen ist. Es genügt offensichtlich nicht, die Einzigartigkeit in der Sprache selbst zu sehen, sondern diese mit Eigenschaften aufzuladen, die ihre Beherrschung kulturell mystifizieren und womöglich ihren „tiefen“ Erwerb durch Zuwanderer auch zu verhindern vermögen.

    Es ist tatsächlich die Sprache, die den Menschen zum Menschen macht, der Logos, die Sprache kodiert idT Kultur und Begrifflichkeit, um die Altvordere teils hart gerungen haben.

    Sie bestimmt zuvorkömmlich das Wesen der sie sprechenden Personen.
    Sicherlich gibt es ebenfalls Leutz, die die deutsche Sprache eher als Werkzeug verstehen, sich so nicht völkisch (Nichts gegen ‘völkisch’ oder ‘national’ oder bspw. ‘narodny’ an dieser Stelle!) gemein machen, polyglott sind und sich sozusagen auch erheben können, ein wenig zumindest, wie der Schreiber dieser Zeilen beispielsweise.

    Aber ist schon so, dass die Sprachlichkeit, besondere, nationale den Menschen ausmacht.
    Es darf hier sozusagen auch ein wenig ‘kulturell mystifiziert’ werden und Einwanderer lernen oft erst in der zweiten Generation Sprache richtig, wenn nicht in der dritten (oder gar nicht, lol, in der BRD wird’s anscheinend so angelegt, sorry, so schaut’s diesseitig aus).

    Sicherlich ist Sprache als Kulturgut ‘aufgeladen’, Herr Dr. Lobin, Sie dürfen sich an dieser Stelle ein wenig entklemmen, Klemmie will doch niemand sein, und Sprache ist als Kulturprodukt und wesentliche Eigenschaften ihrer Träger meinend nicht einfach so zu erwerben.
    Dr. W Bescheid wissen, als Mischling und noch mischlinger sozusagen in der Weitergabe.

    Zum Wesen von Sprache und Nationalität hat bei den Scilogs.de, wie Dr. Webbaer findet, Yoav Sapir aus diesseitiger Sicht sehr gut vorgetragen, Dr. W benennt nur kurz die Einstiegs-Adresse, Herr Sapir hat sich vor einigen Jahren ein wenig zurückgezogen :

    -> https://scilogs.spektrum.de/un-zugehoerig/author/sapir/

    MFG – WB

    • Kurze Antwort darauf: Dass Sprache hochgradig identitätsstiftend ist, bestreite ich nicht im Geringsten. Wogegen ich mich im Beitrag gewendet habe ist die Auffassung, dass in einer Sprache sozusagen fest auch ein Wertesystem kodiert ist, das womöglich bestimmte staatliche oder gesellschaftliche Merkmale einer Sprachgemeinschaft prägt. Das wird im AfD-Grundsatzprogramm insinuiert und stimmt definitiv nicht.

      • Ihr Langzeit-Kommentatorenfreund, Herr Dr. Henning Lobin, geht nun davon aus, dass Sie mit der Variante Ihrer Aussage leben könnten, wenn das in einer Sprache kodierte Wertesystem nicht ‘(sozusagen) fest’ wäre.
        Dr. W wäre dann bei Ihnen, nimmt Ihnen ein wenig den Vergleich mit der NPD (vs. Gleichsetzung) übel, und erkennt selbst im Parteiprogramm der AfD gelegentliche Dulligkeiten, auch i.p. Klimafragen beispielsweise.
        Dr. W dankt Ihnen für Ihre Toleranz, das Feedback betreffend, auch für Ihre Reaktion, es ist schon nett, wenn in wissenschaftsnahen WebLog-Einheiten reagiert wird, auch dann, wenn sich Gegenrede häuft.
        MFG – WB

  32. @ Tranquebar

    Zitat Jocelyne Lopez: „Das passt eben nicht zusammen, denn ich bekenne mich weder zum AfD- noch zu anderen Parteiprogrammen.“

    Zitat Tranquebar: „Doch – in dem konkreten Punkt, um den es hier geht, haben Sie sich klar zur Position der AfD bekannt. Dazu mussten Sie auch das Parteiprogramm der AfD nicht kennen, denn im Artikel, der hier ja von Ihnen kommentiert wurde, wird der Zusammenhang klar und eindeutig dargelegt.“

    Ich sehe es genau andersrum: Nicht ich habe mich in diesem konkreten Punkt zur Position der AfD bekannt, sondern die AfD selbst hat sich aus politisch-taktischen Gründen zu meiner Position bekannt, dazu musste sie mich nicht kennen, weil sie gemerkt hat, dass es bei weitem die Mehrheitsposition in der Bevölkerung ist!

    Das Thema ist nämlich als Stimmenfang hervorragend geeignet: Das stimmt die Mehrheit der potentiellen Wähler positiv gegenüber der Partei, ohne Argumentationsaufwand und ohne Umsetzungskosten. Ideal. Der Teilnehmer Chrys sieht es meiner Meinung nach weiter oben genau so: „Neun von zehn Befragten verwenden privat keine genderneutrale Sprache, 74,6 Prozent auch beruflich nicht. Sofern das zutrifft, erscheint eine verordnete Durchsetzung von “gendergerechter Sprache” als ein selten schönes Beispiel für politische Dummheit. Eine absolut unnötige Steilvorlage für die AfD, mit der sie beim Stimmvolk punkten kann.“

    Ihre These, dass sich die Bürger im Punkto Sprache sich zu Positionen von politischen Parteien bekennen beruht meiner Meinung nach auf einem Denkfehler: Sie behandeln die Sprache als Politikum, Sie scheinen zu glauben, dass die Menschen auf die Politiker schauen, um ihre Ansichten zu bilden, und nicht andersrum, dass die Politiker auf die Ansichten der Menschen schauen, um ihre Parteiprogrammen zu gestalten. Die Menschen brauchen keine Politiker, um sich ihre eigenen Meinungen über Gott und die Welt zu bilden, sie brauchen auch keine Sprache als Politikum um ihre Ansichten auszudrücken: Mit ein und derselben Sprache können alle politischen Gesinnungen, alle Lebenseinstellungen und alle Ansichten formuliert werden. Die Forderung der Gendersprache ist ein Politikum einzig für einen Minderheitsbereich (amtlich-offiziell), oder sie ist ein Marketing-Instrument, wenn es in der Wirtschaft darum geht, Kunden (bzw. eben auch Kundinnen) positiv zu bestimmen und zu hofieren. Die Frauen sollten aber dabei dessen bewusst sein: Weder ein männlicher Kunde noch eine weibliche Kundin sind zum Beispiel für eine Bank wichtig, sondern einzig das Konto mit dem meisten Geld. 😉

  33. Zitat Jocelyne Lopez: “Die Frauen sollten aber dabei sich dessen bewusst sein: Weder ein männlicher Kunde noch eine weibliche Kundin sind zum Beispiel für eine Bank wichtig, sondern einzig das Konto mit dem meisten Geld. 😉”

    Interessant als Beispiel eine frühzeitige Gendersprache als Marketing-Instrument zu kommerziellen Zwecken ist die Geschichte des Werbespruchs Beck’s Bier löscht Männerdurst und seiner „fortschriftlichen“ gendergerechten kommerziellen Umwandlung als „Beck’s Bier löscht Kennerdurst“.

    Naja, ob die Frauen sich bei kommerziellen Zwecken respektvoller und gleichberechtigter mit einer gendergerechten Sprache behandelt fühlen ist Ansichtssache. Manche Menschen können sich vielleicht mit Formalien, Oberflächtlichkeiten und Floskeln wohler fühlen, weiß ich nicht. Ich frage mich nur, ob Männer und Frauen gerade keine anderen Probemen haben als die Gendersprache.

Schreibe einen Kommentar


E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.
-- Auch möglich: Abo ohne Kommentar. +